Filmkritik zu Prospect

Bilder: Capelight Fotos: Capelight
  • Bewertung

    Interstellare Aussicht

    Exklusiv für Uncut
    Nach dem mittlerweile zehnten Film des Star Wars- und dem 13. Film des Star Trek-Universums lässt sich eines feststellen: Das Space-Adventure-Genre stirbt so schnell nicht aus. Auch in diesem Genre zu finden ist der Kurzfilm „Prospect“ des Regie-Duos Earl-Caldwell, welcher seine Premiere 2014 auf dem SXSW-Filmfest feierte. Der Fünzehnminüter über ein junges Mädchen und ihren Vater, die einen fremden Planeten nach Rohstoffen absuchen und dabei von Räubern überrascht werden, konnte zwar mit einer tollen Optik punkten, die Handlung wirkte gegen Ende aber etwas dünn. Erfreulicherweise sahen jedoch einige Produzenten Potential in den Regisseuren, weshalb ein Prospect-Spielfilm grünes Licht bekam.

    Was die Verfilmung von 2018 dem Original zweifelsohne voraus hat, ist ein komplexeres Drehbuch. Auch hier suchen die junge Cee (Sophie Thatcher) und ihr Vater auf einem Planeten nach seltenen Rohstoffen und werden von zwei Räubern überrascht. Nach einer blutigen Schießerei, bei der ihr Vater und einer der Räuber ums Leben kommen, findet Cee sich alleine mit einem funktionsuntüchtigen Raumschiff wieder. Ihre einzige Chance auf Entkommen: der verwundete Vatermörder.

    Wo der Kurzfilm mit einem 08/15 Racheakt endet, beginnt die Geschichte des Spielfilms. Er verzichtet auf die, für dieses Genre typische, Schwarz-Weiß-Malerei und beschert uns das wohl interessanteste Film Duo der letzten Jahre. Die Kombination aus der anfänglichen Verachtung, dem späteren Misstrauen und der letztendlichen Freundschaft ist spannend und rührend mit anzusehen. Dies haben wir der tollen Inszenierung aber auch den grandiosen Hauptdarstellern zu verdanken.

    Die Newcomerin Sophie Tatcher bringt mit viel Subtilität die Angst und Einsamkeit ihrer Figur, aber auch die Autorität gegenüber ihrem Gefangenen rüber. Dieser wird von dem fantastischen Pedro Pascal verkörpert, welcher vor allem „Game of Thrones“-Fans ein Begriff sein sollte. Seine Charakterentwicklung vom heimtückischen Outlaw zum selbstlosen Beschützer wirkt niemals erzwungen oder unglaubwürdig. Einen solchen Handlungsstrang findet man zwar in jedem zweiten Actionblockbuster, aber anstatt diesen als „einfallsloses Klischee “ abzustempeln, könnte man Filme wie „Logan“, „Leon der Profi“, „Man on Fire“, „Safe“ oder eben „Prospect“ auch als Beweis dafür sehen, dass solche Geschichten nicht alt werden.

    Wie vorhin erwähnt, konnte der Kurzfilm „Prospect“ 2014 vor allem mit seinen Bildern punkten, aber dank des höheren Budgets konnte der Regisseur und Kameramann Zeek Earl mit dem Spielfilm die eindrucksvolle Ästhetik des Kurzfilmes sogar überbieten. Die wunderschönen, toll eingefärbten Naturaufnahmen, gepaart mit exzellenten Requisiten und für die geringen Produktionskosten absolut soliden CGI, machen „Prospect“ zu einem surrealen Erlebnis. Das Art-Design ist hier nochmal besonders hervorheben, denn die Raumanzüge, Waffen und Pflanzen stellen mit ihrer Hochwertigkeit und vor allem mit ihrer Kreativität, die meisten Hollywood Produktionen in den Schatten.

    Science-Fiction-Fans aller Generationen dürften mit der wilden Mischung aus „Star Wars“, „Leon der Profi“ und „Planet der Vampire“ ihre helle Freude haben, denn „Prospect“ fühlt sich wie ein Dreh-buch aus den 80ern an, welches einen nostalgischen aber dennoch modernen Anstrich bekommen hat.
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    30.07.2019
    21:37 Uhr