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  • Bewertung

    On the Road with Mel Gibson & Vince Vaughn

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Im neuen Film des Genre-affinen Regisseurs S. Craig Zahler („Brawl in Cell Block 99“, „Bone Tomahawk“) verkörpern Mel Gibson und Vince Vaughn ein Polizisten-Paar, das nach einem Vorfall vom Dienst suspendiert wird und in Folge anfängt ein paar krumme Dinge zu drehen. Zahler hat hier einen kuriosen Mix aus Charakterdrama, Crime-Thriller und schwarz-humoriger Groteske geschaffen, der jedoch als Gesamtwerk nicht hundertprozentig aufzugehen weiß. Lobend kann man durchaus erwähnen, dass der Film sich keiner Reißbrett-Charaktere bedient, sondern daran bemüht ist ambivalente und komplexe Figuren zu kreieren, die man nicht klar definierbar in eine moralische Gut/Böse-Schublade stecken könnte. Ebenso seien die Darstellerleistungen zu loben – allen voran ein Mel Gibson, den man schon seit Ewigkeiten nicht mehr in einer solchen Höchstform erleben durfte. Dieser darf hier in einigen physisch fordernden Momenten auch beweisen wie körperlich agil er für sein Alter noch ist. Inszenatorisch hat der Film streckenweise Großartiges auch zu bieten (z.B: der spektakulär in Szene gesetzte Showdown auf einem Parkplatz), wirkt an anderen Stellen (besonders bei Szenen, die sich am Tag abspielen) jedoch etwas fragwürdig beleuchtet und ästhetisch trüb. Was der Qualität des Films schlussendlich tatsächlich sehr zum Verhängnis wird ist seine Lauflänge. Von der Wahnsinns-Länge an insgesamt 159 Minuten Spielzeit hätten mindestens 50-60 Minuten gekürzt werden können, ohne, dass von der emotionalen Ebene und den behandelten Themen des Films auch nur irgendwas verloren gegangen wäre. Einen beachtlichen Teil der Laufzeit nehmen zudem Szenen in Anspruch, in denen wir fast nur Konversationen zwischen den Charakteren von Vince Vaughn und Mel Gibson im Auto zu sehen bekommen. Zwar dienen diese Momente auch dazu, die Figuren etwas mehr zu definieren und ihnen Tiefe zu geben - ab einen gewissen Punkt driften die Autogespräche jedoch in nervtötende Belanglosigkeit ab.

    Insgesamt bleibt hier ein interessantes filmisches Werk, das zwar mit zahlreichen positiven Aspekten punkten kann, schlussendlich aber weit mehr Straffung im Plot vertragen hätte können und somit einiges an Potenzial verschenkt.
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    (Christian Pogatetz)
    07.05.2019
    22:11 Uhr