Bilder: Sony Pictures Fotos: Sony Pictures
  • Bewertung

    Originell verpackter Social-Media-Thriller

    Exklusiv für Uncut
    Wie viel weiß das Internet und Social Media über uns? Anscheinend genug um heiße Spuren zu liefern, wenn es um das Verschwinden der eigenen Tochter geht, wie David Kim (John Cho) feststellen muss. Gedreht ausschließlich mit einem Computer-Desktop als Einstellung, in dem verschiedene Multimedia-Funktionen zusammenlaufen um das Verschwinden von Margot Kim (Michelle La) zu rekonstruieren, verschafft der Film dem Genre somit einen frischen interessanten Eintrag, der auch bis zum Schluss zu überraschen weiß.

    Als Margot eines Tages nach ihrer Biologie-Lerngruppe nicht nach Hause kommt, glaubt ihr Vater David erst, dass sie mit Freunden unerlaubt zum Campen aufgebrochen ist. Als er sie aber an keinem der möglichen Aufenthaltsorte findet, schaltet er die Behörden ein. Detective Rosemary Vick (Debra Messing) rät ihm, ihren Computer nach möglichen Anhaltspunkten zu durchsuchen. Nachdem sich David Zugang zu sämtlichen Social Media Profilen seiner Tochter verschafft hat, muss er bestürzt feststellen, dass er seine Tochter doch nicht so gut kannte wie gedacht und niemand anscheinend eine Ahnung hatte, was in Margots Leben wirklich vor sich ging.

    Wie viel wissen Eltern wirklich über ihre eigenen Kinder? Diese Urangst wird geschickt mit dem ambivalenten Segen oder Fluch von Social Media kombiniert um einen Vater zu zeigen, der Schicht um Schicht das Leben seiner Tochter durchleuchtet, immer wieder auf potenzielle Stalker stößt und erkennen muss, dass sie nicht mehr das liebe kleine Mädchen von früher ist. Regisseur Aneesh Chaganty kombiniert optische geschickt Videocall Tools, Chatboxen, Online-Videostreamnews und Google Applikationen, um stets am Ort des Geschehens zu sein und seinen Charakteren ein Gesicht zu verleihen. Dass der Täter sich auch wirklich erst am Schluss herauskristallisiert, spricht nur noch zusätzlich für den Film.

    Abgesehen von seiner geglückten Umsetzung der Genrekonventionen spart der Film auch nicht mit Kritik an der Social-Media-Landschaft auf der Metaebene. So sind Margots Mitschülerinnen zu Beginn noch wenig an ihrem Schicksal interessiert. Als der Margot-Hashtag um sich greift, erscheinen plötzlich emotionale Beste-Freundin-Bekundungen auf Youtube. Ebenso wird aus Mangel an Verdächtigen ein Mob auf David aufmerksam, weil „im Endeffekt ist es ja immer der eigene Vater“.

    Abschließend ist noch die hervorragende Leistung von John Cho hervorzuheben, der als asiatisch-amerikanischer Schauspieler seine erste Hauptrolle spielen darf. Man kann nur sagen, bitte mehr davon.
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    (Susanne Gottlieb)
    05.09.2018
    11:22 Uhr
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