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    „Low-Budget“ in „Low Fantasy“ ist ungleich „Low Quality“

    Eldritch Advice
    Ich will von einem Zeitalter berichten, das begann als „Conan der Barbar“ die Kinokassen eroberte und für eine Welle von Nachahmern aus aller Welt, allen voran Italien, sorgte. Doch in vielerlei Hinsicht ist der „Barbarenfilm“ kein gänzlich neues Phänomen der 80er Jahre, sondern besitzt einige Elemente des klassischen „Sandalenfilms“ - so etwa die Rolle des Protagonisten mit Bodybuildern zu besetzen. Des weiteren kommt es auch vor, dass Produktionsfirmen sich an die Veteranen dieses Genres wenden um von ihrer Expertise zu profitieren. Der 2004 verstorbene italienische Filmemacher Franco Prosperi war eine jener Personen, die den Wandel von „Sword & Sandal“ zu „Sword & Sorcery“ in Angriff nahmen. Er begann seine Karriere mit der Arbeit an Genreklassikern wie „Antea – Sklavin Roms“ und Mario Bavas „Vampire gegen Herakles“. In seine neue Aufgabe stürzte er sich Hals über Kopf. Nicht einmal ein Jahr nachdem „Conan der Barbar“ ins Kino kam, hatte Prosperi mit „Gunan – König der Barbaren“ und dem heute im Fokus stehenden „Der Thron des Feuers“ bereits zwei Barbarenfilme fertig gedreht.

    Belial, einer der gefährlichsten dämonischen Diener des Teufels, kommt auf die Erde um ein Kind zu zeugen, ein Kind das dereinst vom Thron des Feuers über die Welt herrschen soll. Seine Saat trägt reiche Früchte, als Jahre später sein Sohn Morak, trotz seiner Jugend, weite Teile des Landes unter seine Herrschaft bringt. Doch der sagenumwobene Thron des Feuers bleibt ihm noch verwehrt, denn nur der rechtmäßige Herrscher kann auf ihm Platz nehmen ohne von seinen Flammen verzehrt zu werden. Um sein Ziel zu vollenden, muss es ihm gelingen Prinzessin Valkari, die Tochter des letzten legitimen Königs, zu ehelichen. Doch Valkari hat andere Pläne und möchte ihr Land viel lieber von der Tyrannei Moraks befreien. Mit diesem Vorhaben steht sie nicht alleine da, denn auch der legendäre Held Siegfried hat mit Belials Sohn noch eine Rechnung offen.

    Ich muss sagen … dieser Film ist ganz nach meinem Geschmack!

    Durch seine Arbeit mit dem cineastischen Genie Mario Bava lernte Prosperi wie man weise mit einem kleinen Budget umgeht. Die Lehren daraus hat er in dieser Produktion sowohl auf eine respektable als auch auf eine geschmackslose Art und Weise umgesetzt. Respektabel in dem Sinn, dass er charismatische Schauspieler aus der B-Riege des Filmbiz engagieren konnte und das Maximum aus dem Drehort Bracciano, mit seiner wunderschönen Landschaft und dem imposanten Castello Orsini-Odescalchi, herausholte. Weniger vorbildhaft ist jene Taktik die er verwendete um Geld für eine längere Kampfszene zu sparen und infolgedessen einfach eine ganze Szene aus dem Film „Das Schwert des Barbaren“ „entlehnte“. Was meiner Meinung nach gar nicht nötig gewesen wäre, denn alles was Prosperi selbst drehte ergibt einen unterhaltsamen Film, der für eine italienische Billigproduktion insbesondere in Sachen Weltenbau seine Arbeit richtig gut macht und damit seine Mängel gut zu kaschieren vermag. Hört man genau hin, lässt sich sogar ein leises Echo von wahrer Größe erkennen; den Soundtrack steuerte nämlich der renommierte Komponist Carlo Rustichelli, in Zusammenarbeit mit seinen Sohn Paolo, bei. Die Qualität ist zwar nicht vergleichbar mit seinem viel umjubelten Score zu Billy Wilders „Avanti, Avanti!“, aber hat durchaus seine Momente.

    Böse Zungen könnten berechtigterweise behaupten, dass die Besetzung dieses Filmes im Copy-Paste-Verfahren vonstatten ging und mehr als nur eine Parallele zu anderen italienischen „Sword & Sorcery“-Filmen aufweist. Mich stört das weniger, insbesondere weil ich von Sabrina Siani nicht genug bekommen kann- Sie ist eine Göttin in Menschengestalt und da sie sich selbst gegen eine lange Filmkarriere entschied, ist ihre Präsenz auf nur wenige Werke begrenzt. In „Der Thron des Feuers“ gibt sie als „Prinzessin Valkari“ ihre Kampfkunst zum besten und strebt sich erfolgreich dagegen eine „Jungfrau in Nöten“ zu sein, vielmehr führt sie ihre eigenen Kämpfe und erinnert dadurch sehr an Charaktere wie „Red Sonja“ oder „Bêlit“ aus dem „Hyborischen Zeitalter“ von Robert E. Howard. Verglichen dazu spielt Siegfried nur die zweite Geige. Vom italienischen Bodybuilder Pietro Torrisi dargestellt, ist Siegfried ein guter Nebencharakter, der in erster Linie durch seine Physik zu Glänzen vermag. Um einem solchen Powerduo etwas entgegen zu setzen, hat ein Regisseur zwei Möglichkeiten: sich ganz simpel eine noch größere und stärkere Bedrohung zu suchen oder den schwereren aber dafür auch umso lohnenderen Weg zu gehen und jemanden zu casten, der alleine durch sein Charisma und Schauspiel bedrohlich wirkt. Harrison Muller mag zwar kein James Earl Jones sein, aber ist in einer Doppelrolle als Belial und Morak definitiv der richtige Mann für den richtigen Film.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Abseits davon, dass es sich hierbei um einen mehr als nur unterhaltsamen „Sword & Sorcery“-Beitrag handelt, freut es mich umso mehr, dass sich „Der Thron des Feuers“ selbst durchwegs ernst nimmt. Zwar gibt es gewiss Menschen, die für solch einen Film, der aufgrund seiner Limitationen die ein geringes Budget nun mal so mit sich bringt, primär Spott übrig haben, für mich ist diese Produktion allerdings ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Erschaffung einer wahrhaftigen „Low Fantasy“-Geschichte, die über einen „Held rettet Prinzessin“-Handlungsfaden hinausgeht, keine stumpfe „Conan der Barbar“-Kopie ist und zudem passende Elemente aus dem Sandalenfilm beinhaltet.

    Dieses Werk ist Prosperis letzter Auftritt als Regisseur gewesen, bevor er sich dazu entschied ausschließlich Drehbücher zu schreiben. Mit einem größeren Budget und der Möglichkeit selbst epische Kampfszenen zu drehen, anstatt sie aus einem anderen Film „auszuborgen“, hätte er sich durchaus selbst ein Denkmal setzen können. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Prosperis letzte Regiearbeit ein gelungener Barbarenfilm und vor allem für „Low Fantasy“-Fans von großem Interesse ist. In einer Welt, in der einer der schlechteren Genrebeiträge wie „Die Barbaren“ eine zumindest optisch wunderschöne Überarbeitung auf Blu-Ray bekommt, verliere ich die Hoffnung nicht, dass „Der Thron des Feuers“ eines Tages in Hochauflösung erhältlich sein wird. Bis dahin müssen wir mit DVD-Veröffentlichungen vorlieb nehmen, auf denen sich der Film auf VHS-Qualität befindet. Trotz alledem ist diese Version es nach wie vor wert, gesehen zu werden. Ich wurde 86 Minuten lang prima unterhalten und erachte daher „Der Thron des Feuers“ eines freitäglichen Filmabends würdig!

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    (Thorsten Schimpl)
    02.06.2018
    21:55 Uhr