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    Wer Visionen will braucht Visionäre

    Exklusiv für Uncut
    Dieser Film, über die weltweit bekannte Kunstschule Bauhaus, startet mit Aufnahmen eines Wohnkomplexes entworfen von Le Corbusier. Dieser wurde gebaut nach den Körpermaßen des Menschen. Alles in diesen Wohnungen sollte perfekt auf die Bewohner abgestimmt sein. Das ist es auch was im Bauhaus immer wieder Thema war: das Leben der Menschen durch innovatives, ästhetisches und vor allem funktionelles Design zu bereichern.

    Einer der ersten Sätze im Verlauf des Films lautet: „Wer Visionen will braucht Visionäre“. Das ist genau das um was es dem Gründer des Bauhauses Walter Gropius 1919 ging, als er diese Kunstschule gründete. Die Schüler sollten nicht für einen bestimmten Beruf ausgebildet werden, sondern sollten grundlegend in den verschiedensten Lehren und Handwerken unterrichtet werden, um sich dann vollständig entfalten zu können.

    Ein Gedanke Gropius war es z.B., dass man über eine Farbenlehre, die zu Beginn jeder absolvieren musste, neue Bilder schaffen könne, die dann im besten Fall sich zu Räumen ausgestalten. Farben und Materialien mussten daher in Kursen erst erfahren werden, um aus diesen dann neues, innovatives, noch nie dagewesenes zu entwerfen. Dabei war es wie schon gesagt immer wichtig den menschlichen Körper in der Planung von Anfang an mitzudenken. Deshalb war auch u.a. Tanz ein Fach am Bauhaus.

    1925 übersiedelte das Bauhaus dann von Weimar nach Dessau, da die Arbeiten und das Verhalten der Bauhäusler von den Bewohnern oftmals als Unfug und Humbug abgetan wurde. Gropius reagierte auf diese Kritik indem er in Dessau die neue Schule verstärkt an die Industrie angliederte, um so den Nutzen der Schule herauszustreichen und für die breite Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. 1933 schließlich war das Bauhaus aber aufgrund der Schließung durch die Nationalsozialisten Geschichte. Doch die Ideen der Bauhausschüler und -meister wurden durch viele Emigranten in die ganze Welt verteilt und so wirken sich diese auch heute noch in den verschiedensten Institutionen und Schulen rund um den Globus aus.

    „Vom Bauen der Zukunft“ fängt den Geist des Bauhauses durchaus gekonnt ein und zeigt dabei nicht nur das Werken an dieser Schule, sondern auch das überaus spannende Leben in Weimar und Dessau. Die verschiedenen Kurse und das Bauhaus-Programm werden erläutert und geben Einblick, wie es diese Schule schaffen konnte durch ihre Arbeiten den Zeitgeist nachhaltend zu verändern. Einzig der Versuch die Einflüsse auf heutige Architekten, Designer und Künstler darzustellen wirkt an manchen Stellen zu gewollt und nicht stimmig zum restlichen Film, beinahe als ob man aus zwei verschiedenen Puzzles eines machen wollte. Trotzdem ist der Film jedem mit Interesse an Architektur und Design angeraten, da zwar die beiden Puzzles vielleicht nicht zusammenpassen, sie aber für sich sehr informativ und ästhetisch sind.
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    (Daniel Pramberger)
    27.05.2018
    16:25 Uhr