Filmkritik zu Robin Hood

Bilder: Constantin Film, Studio Canal Fotos: Constantin Film, Studio Canal
  • Bewertung

    Absolute Katastrophe

    Exklusiv für Uncut
    Wie ein jeder Robin Hood ist auch Otto Bathursts „Robin Hood“ Verfilmung die x-te ein Produkt ihrer Zeit. War Kevin Costners Abenteuer noch bunter 90er-Jahre-Kitsch und Ridley Scotts 2010er-Version ein Versuch sein eigenes „Gladiator“-Erbe zu kopieren, ist der neueste Versuch die englische Legende irgendwie neu zu beleben beflügelt von dem was die Menschheit heute interessant findet: Superhelden. „Robin Hood“ ist Bathursts überstylte Version von „Batman Begins“, die auch gerne mal „American Sniper“ spielt.

    Und wie viele seine Zeitgenossen will er eine Origin Story sein, womit das Publikum wieder mal genau das nicht zu sehen bekommt was es eigentlich wollte: Robin Hood als Rächer im Wald. Nein, hier muss erst eine Vorgeschichte aus den Fingern gesaugt werden. Die offensichtlich geplante Fortsetzung wird es wohl nie geben.

    „Vergesst alles was ihr zu wissen glaubt,“ ertönt Bruder Tucks Voice Over zu Beginn des Films und als Zuschauer will man letztendlich nichts lieber als das. Die Möchtegern-„Blow your mind“-Adaption der Legende beginnt mit einem Dieb – aber, nicht mit jenem Dieb den man glauben würde. Es ist nicht Robin (Taran Egerton), der hier zu Beginn ein Pferd stiehlt, sondern Marian (Bono Tochter Eve Hewson). Das Treffen führt zu ein paar peinlich oberflächlichen verbalen Austäuschen über ihre Schönheit und schon sind die beiden ein Paar. Mehr muss man über Robin im Endeffekt auch nicht wissen. Weil wie sich herausstellt dreht sich der ganze Film nur um seinen Drang, mit dieser Minenarbeiterin im Catwalklook zusammen zu sein.

    Nachdem er erst in den Krieg geschickt wird, der eigentlich ein Kreuzzug sein soll, sich aber mit shaky camera und maschinengewehrartigen Pfeil und Bögen wie Irak anfühlt (die Moral ist ja dieselbe), kehrt er als enteigneter Mann nach Nottingham, einem anachronistischen Möbelhaus mit Moria Mienen, zurück. Marian ist inzwischen mit Will Scarlett (Jamie Dornan) zusammen. Rob, wie er gemeinhin genannt wird, weil Robin wäre ja zu uncool, kann damit nicht umgehen und so entsteht die Steilvorlage für einen zweistündigen Pisswettbewerb wer die Frau am Ende haben kann. Weil Rob wird unter der Führung Little Johns (Jamie Foxx), einen Araber der ihn begleitet hat und der seinen Look bei Morgan Freeman geklaut hat, nicht zum Rächer der Armen wegen der Ideologie. Nein, hier geht es darum eine Frau zurückzugewinnen, die ihm dann naturgemäß im Finale formell abgetreten wird. Weil starke Frau heißt leider noch immer dass Männer sich den Besitz ausschnapsen.

    Zudem scheinen die Drehbuchautoren Gewerkschaften wirklich zu hassen. Während Will versucht formell ein besseres Leben für die ausgebeuteten Minenarbeiter zu schaffen, fliegen die Sympathien eher Robs Outlaw-Figur „The Hood“ zu. Ganz im Batman Stil darf er sich vermummt über die Häuser schwingen, jeder Pfeil findet sein Ziel und selbst die moderne selbstironische „Aber das bist doch du, diese Comic-Maskierungen funktionieren doch nicht“-Anspielung findet ihren Einzug in den Film, als Marian Rob trotz Maske per Namen anspricht.

    Einen Sheriff von Nottingham gibt es übrigens auch. Nach Vorhersehbarkeitsprinzip muss sich dieser natürlich erfolglos mit Alan Rickmans überdrehter Version aus den 90ern messen, aber Darsteller Ben Mendelsohn bringt immerhin in einem Chaos von einem Film die stabilste Leistung. Dornan und Hewson sind blaß, Egertons Charme findet kein Vehikel, Foxx ist einfach nur da. Am ehesten ist noch klar was Bathurst will. Anzunehmen vom Stil und vom Look ist, dass er einen Guy-Ritchie-Film drehen wollte ohne Ritchie zu sein. Zumindest muss er sich was die Kritiken betrifft keine Sorgen machen. Der Film ruht sich nahtlos in die Zum-Vergessen-Reihe gleich nach „King Arthur“ ein. Es ist Zeit, Robin Hood endlich in Ruhe zu lassen.
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    (Susanne Gottlieb)
    10.01.2019
    16:38 Uhr
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