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  • Bewertung

    Charakter Recycling, oder wenn doch mehr dahinter steckt als man zu Beginn glaubt

    Exklusiv für Uncut vom LET’S CEE Filmfestival
    Das Erstlingswerk von Regisseur Alexander Hant erzählt von einer etwas anderen Vater-Sohn Geschichte. Viktor, aufgewachsen im Waisenhaus, trifft seinen Vater Alexey in einem Zustand wieder in dem dieser sich nicht bewegen kann, geschweige denn dazu fähig ist zu kommunizieren. Anstatt einem emotionalen Aufeinandertreffen denkt Viktor aber an nichts Anderes als an Geld. Denn wenn sein Vater stirbt gehört ihm die Wohnung in der Alexey zu diesem Zeitpunkt noch dahinvegetiert. Die Verfassung seines Vaters abschätzend glaubt er auch, dass dieser sehr bald sterben müsste. Doch Viktor will auf Nummer sicher gehen und leitet alles in die Wege, um seinen Vater in ein Altersheim schicken zu können.

    Bis zu diesem Zeitpunkt wissen wir von Viktor nur, dass er sich abends oft in einer Bar aufhält, dort gerne mal Streit anfängt und sonst keine wirklichen Ziele im Leben hat. Er arbeitet in einer Fabrik in der Plastikmüll recycelt wird und verdient dort zu wenig, um sich eine eigene Wohnung leisten zu können, weshalb er auch um einen Kredit ansucht. Von Alexey wissen wir nur was Viktor von diesem erzählt. Demnach war dieser ein Trunkenbold, der jeder Frau nacheiferte, auch wenn Viktors Mutter anwesend war. Außerdem schlug er diese von Zeit zu Zeit. Viktor verachtet deshalb seinen Vater und die emotionale Kühlheit, die Viktor beim Wiederaufeinandertreffen zeigt, leiten sich aus dieser Verachtung ab.

    Derweilen erfährt er das Ergebnis seines Antrags für einen Platz in einem Altersheim. Dieser wurde genehmigt, jedoch müsste er den bettlägerigen Vater 1000 Kilometer durch Russland kutschieren, da dort der nächste freie Platz ist und die Behörden nicht sagen können wann sich etwas näheres auftut. Da er darauf aber nicht warten will startet er einen Roadtrip, dessen Folgen für keinen der Beteiligten abzusehen war. Mit den zurückgelegten Kilometern scheinen sich die Protagonisten zu verändern und es kommt mehr und mehr Bewegung in die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Am Ende hat Viktor auch nicht mehr nur das Geld vor Augen und der Zuschauer erkennt nach und nach zunächst versteckte Seiten an diesen Figuren.

    Ein Film der zeigt, dass der erste Eindruck von einem Menschen oftmals täuschen kann und sich Charaktere ändern können, wenn es die Situation bedarf. Wie zu Beginn die Plastikflaschen recycelt werden, so findet auch Viktor neuen Sinn am Leben und lässt seine alte Motivations- und Ziellosigkeit zurück. Ein gelungener Film, der besonders auch durch seinen mitreißenden und energischen Soundtrack zu begeistern weiß.
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    (Daniel Pramberger)
    24.04.2018
    07:38 Uhr