Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Verklärung einer Gesellschaft

    Exklusiv für Uncut vom LET’S CEE Filmfestival
    Wir lernen Daliborek, einen Mann Mitte 30 der noch bei seiner Mutter lebt, zu Beginn von des Films in seinem Element kennen, posierend für Selfies, als starker und gewaltbereiter Mann. Er ist Neonazi und versucht dies immer und überall auch zu zeigen. Sei es durch seine Aufmachung mit Springerstiefeln, Glatze T-Shirts mit rechtsradikalen Aufdrucken, durch die Verbreitung von Amateurfilmen und selbstgedichteten Liedern, in denen er sich hasserfüllt über Ausländer aufregt und diesen mit Gewalt und Tod droht, oder durch die Wahl seiner Gesprächsthemen, die sich eigentlich nur aus rassistischen Gedankengut ergründen.

    Daliborek ist dabei eine Figur der Widersprüchlichkeiten. Seinen heftigen und impulsiven Aussagen folgen keinerlei Taten und die starke Figur, die er in den sozialen Netzwerken und in den verschiedenen Filmen gestaltet wird immer wieder von dem realen Muttersöhnchen in den Hintergrund gedrängt. Auch seine Freundin, die er während des Filmes kennenlernt, hält ihm wieder und wieder seine leeren Sprüche vor. So kommt es auch nicht dazu, dass sie sich näherkommen, da seine Freundin nicht intimer werden will, während zwei Türen weiter Daliboreks Mutter wohnt.

    Er ist zwar getrieben von Hass, auf die Ausländer, seine Arbeit und auch sich selbst, aber dieser scheint immer wieder zu verrauchen, wenn es darum geht Aktionen den Worten folgen zu lassen. Dieser Film von Regisseur Vít Klusák, der von sich selber sagt, dass er sich an Ulrich Seidl und Jacques Tati orientierte, zeigt eindrücklich was passiert wenn Menschen der reale Bezug zu den Ereignissen in der Gegenwart und Vergangenheit abgängig wird. Daliborek bildet seine Meinung nicht mehr durch die Kommunikation mit anderen Menschen, sondern holt sich seine Informationen und Meinungen nur mehr aus dem Internet und zwar aus einschlägigen Quellen, die immer denselben die Schuld geben und dabei von sich und den eigenen schweren Missetaten abzulenken versuchen.

    Dabei schafft es der Regisseur über weite Strecken des Filmes beinahe Zuneigung zu dem widersprüchlichen Charakter aufkommen zulassen, indem er zeigt, dass dieser auch nur nach dem im Leben sucht was wir doch alle suchen nämlich Anerkennung, Zuneigung und das Gefühl dazuzugehören. Dies gelingt nur, da das Filmteam sehr tief in das Leben von Daliborek und seiner Umgebung eindringen darf und so auch intimste Situationen festhält, die man sonst von Menschen die der rechtsradikalen Szene angehören nicht kennt. Ein sehenswertes Porträt eines streitbaren Individuums, das zum Schluss des Films auch noch mit einem unerwarteten und emotionalen Ende aufwarten kann.
    pramberger_4f425c45c7.jpg
    (Daniel Pramberger)
    17.04.2018
    16:14 Uhr