Filmkritik zu Onkel Wanja

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Zwischen Prunk und Proletariat

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Onkel Wanja, basierend auf Tschechows Theaterstück, ist nach Fräulein Else (2013) der zweite Film der „Geld-Triologie“ der Regisseurin Anna Martinetz.

    Die Aktualität der Dialoge, hauptsächlich aus dem Original von 1898 übernommen, ist beeindruckend: Kapitalismuskritik, Finanzcrash, Landflucht, Naturschutz und die üblichen menschlichen Plagegeister der Lust und Liebe. Fehlt nur noch eine ungesunde Portion Nihilismus.

    Ein in die Jahre gekommener Bankier und seine junge Ehefrau flüchten zu Onkel Wanja aufs Land. Trägheit in Beige, Insomnie, Alkoholismus und die Vergänglichkeit beherrschen die Großfamilie, die dort auf einem verfallenden Landgut haust. Charaktere versuchen miteinander in Kontakt und Kommunikation zu treten und versagen kläglich. Geplagte Existenzen, werden sich immer mehr ihrer eigenen Leere bewusst. Grotesk und zermürbend dabei zuzusehen, wie sich Alles ins Nichts verläuft.

    Einzigartig ist vor Allem die ungewöhnliche Kameraführung, die den Zuschauer fast schon als zusätzliches Familienmitglied miterleben lässt, aber ehrlich gesagt auch zu einigen Schwindelanfällen meinerseits führt.

    Alles in allem ein gelungener Film für anspruchsvollere Filmabende.
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    15.03.2018
    08:24 Uhr