Filmkritik zu Grenzland

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  • Bewertung

    Vom Provinzstammtisch und Selbstjustiz

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Mittlerweile ist es nach der Premiere von ORF-Produktionen wie letztes Jahr Marie Kreutzers Stadtkomödie „Notlüge“ oder im Jahr davor der Landkrimi „Drachenjungfau“ auf der Diagonale Tradition geworden, die Premiere eines großen ORF-Fernsehfilms zu feiern. Dieses Jahr fiel die Wahl auf den Landkrimi „Grenzland“ unter der Regie von Marvin Kren (Blutgletscher, 4 Blocks, zahlreiche Tatort-Folgen), Hauptrolle übernimmt niemand anderes als dessen eigene Mutter Brigitte Kren, die die Protagonistin Elfriede Jandrasits verkörpert. In weiteren Rollen sind Christoph Krutzler als Polizist Hans Boandl und Diagonale-Jurymitglied Wolfram Berger als Ehemann der Heldin zu sehen, auch Sophie Stockinger, die das Diagonalepublikum mit ihrer Performance in „L’Animale“ zu begeistern wusste, darf sich zum hochkarätigen Cast dieses Landkrimis zählen.

    In der burgenländischen Provinzstadt Güttendorf, nahe der ungarischen Grenze, wird die junge Renate tot aufgefunden. Da das stumme Mädchen in ihrer Freizeit ehrenamtlich im Asylheim arbeitete und sie mit dem Flüchtling Achmet eine innigere Beziehung hatte, steht für die Bewohner des Dorfes sofort der Schuldige fest, beim Mörder kann es sich nur um Achmet handeln, welcher noch dazu verschwunden zu sein scheint. Oberinspektorin Elfriede Jandrasits nimmt die Ermittlungen auf, unterstützt vom lokalen Polizisten Hans Boandl, dessen Naivität nicht nur einmal mit den Ermittlungen der Inspektorin interferiert, beide zu anfangs von alltagsrassistischen Vorurteilen geleitet. Im Laufe der abenteuerlichen Untersuchung dringen immer düstere Tatsachen ans Licht und die Frage wer nun Täter und wer eigentlich das Opfer sei, drängt sich einem auf.

    Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Marvin Kren, zuletzt beim Grimme-Preis gewürdigt, bietet mit seinem Werk „Grenzland“ ein vielschichtiges, tiefsinniges Portrait der Kleinstadtprovinz dar, das von Vorverurteilung, Xenophobie und Stammtischkultur geleitet wird. In dieser äußerst hochwertigen Produktion wechseln sich wunderschöne Landschaftsbilder und grausamer Rassismus ab, und zeichnen dadurch ein durchaus authentisches Bild eines Großteils der österreichischen Bevölkerung. Durch das stimmige Castingensemble, welches den gesamten Film hinweg ein glaubwürdiges Zusammenspiel vermittelt, entgleitet der Film zu keiner Zeit in eine typische Flüchtlingsdrama- Geschichte, vielmehr bleibt sie durchwegs authentisch und überrascht den Zuseher durch unerwartete Wendungen.
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    (Julia Pogatetz)
    18.03.2018
    20:49 Uhr