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    Eine Zeitreise in das klassische Verständnis Hollywoods für Comicverfilmungen

    Eldritch Advice
    „Prinz Eisenherz“ ist ein nach wie vor anhaltender Comic Strip, der sich seit 1937 in diversen Zeitungen reger Beliebtheit erfreut. Erschaffen wurde er von Hal Foster, der in seinen Geschichten den fiktionalen, titelgebenden Wikingerprinz aus Thule in die Artussage integrierte. Hierbei vermischte er nicht nur Mythen und Legenden, sondern ebenfalls diverse historische Epochen. In „Prinz Eisenherz“ trifft die Spätantike auf das Frühmittelalter, präsentiert sich dabei aber in der Ästhetik des Spätmittelalters. Die Qualität der frühen Comic Strips war seiner Zeit weit voraus und stach dadurch nicht bloß in den zeitgenössischen Medien besonders hervor, sondern muss sich auch vor heutigen Comicheftstandards nicht verstecken. Zwar hat die Popularität des Prinzen gegenwärtig etwas nachgelassen, bis in die 90er Jahre aber war er einer der bekannteren Vertreter des Fantasy Genres und wurde daher auch in zahlreiche andere Formate umgesetzt. Darunter befinden sich auch zwei Kinofilme. Das Spielfilmdebüt von „Prinz Eisenherz“ erfolgte 1954 und war eine der ersten CinemaScope Produktionen von „20th Century Fox“.

    Als der heidnische Thronräuber Sligon sich zum Herrscher von Scandia erklärt, sieht sich der unterlegene aber rechtmäßige König Aguar dazu gezwungen mitsamt seiner Familie die Flucht anzutreten. Als frommer Christ findet er Schutz in Britannien, wo der legendäre König Artus seine schützende Hand über ihn hält. In der Hoffnung, dass sein Sohn Eisenherz eines Tages das verlorene Königreich zurück erobern kann, schickt Aguar ihn an König Artus' Hof, sodass er dort als Knappe zum Ritter ausgebildet wird. Sir Gawain, ein alter Freund der Familie, übernimmt fortan die Erziehung des jungen Eisenherz. In Camelot wird der junge Prinz Zeuge eines Komplotts gegen Artus und stößt in seinen Ermittlungen auf eine ihm bekannte Bedrohung.

    Ich muss sagen … dieser Film ist Hollywood-Nostalgie pur!

    Im Jahr 1954 kann man mit einem Budget von ungefähr drei Millionen Dollar keinesfalls von einer kleinen Produktion sprechen. Das hohe Budget spiegelt sich in der Qualität der Sets, Effekte und Kostüme deutlich wider. Es wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Welt die in den Comic Strips erschaffen wurde so authentisch wie möglich zu adaptieren. Besonders gut gelungen ist das in der Umsetzung der farbenfrohen Welt. Vor allem die Rüstungen der Wikinger sind eine wahre Augenweide. Mit ihren geflügelten und behörnten Helmen entsprechen sie zwar nicht den historischen Quellen, aber sehr wohl ihrer populärkulturellen Vorlage. Diese Nähe zu den Comic Strips sorgt allerdings auch dafür, dass Prinz Eisenherz selbst nicht so heroisch wirkt wie er eigentlich wirken sollte. Sein ikonischer Pagenschnitt ist ein deutliches Indiz dafür, dass nicht jede eins-zu-eins Umsetzung in ein anderes Medium automatisch funktioniert, sondern zuweilen gewisse Veränderungen oder Abweichungen benötigt. Umso mehr faszinierten mich dafür die „Matte Paintings“ im Hintergrund. Diese perfektionieren die Illusion dieser fantastischen Welt und erwecken sowohl Camelot als auch das Königreich von Scandia zum Leben! Die Klänge dazu werden vom deutsch-amerikanischen Komponisten Franz Waxman beigesteuert und sind für einen Film dieser Art zwar passend, aber insbesondere für ein modernes, von Howard Shore, Basil Poledouris und Jerry Goldsmith verwöhntes Publikum wenig beeindruckend.

    In der Besetzung von „Prinz Eisenherz“ finden sich zahlreiche Berühmtheiten der klassischen Hollywood Ära wieder. Der Charakter des heldenhaften Wikingerprinzen ist eine der frühen Rollen von Robert Wagner. Obwohl Wagner später preis gab, dass er wohl die falsche Wahl für diese Rolle war, so liefert er doch eine souveräne Leistung ab und schafft es trotz seiner unvorteilhaften Perücke zu glänzen. Sein „Love Interest“ ist die anmutige Prinzessin Aleta; meisterlich von der einzig wahren Janet Leigh porträtiert. James Mason als Sir Brack ist für mich der wichtigste Charakter dieses Films. Seine Präsenz und schauspielerisches Talent geben diesem Werk die nötige Struktur. Im Gegensatz dazu wurde ich mit Sterling Hayden als Sir Gawain nicht wirklich warm. So sehr ich diesen Schauspieler für seine grandiose Leistungen in Filmen wie „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ oder „Der Pate“ auch schätze, so unpassend wirkt sein US-amerikanischer Akzent in der Darstellung eines Ritters der Tafelrunde.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Als Kind war ich ein großer Fan der „Prinz Eisenherz“-Zeichentrickserie in den 90er Jahren und mein Vater kaufte mir hin und wieder einen Sammelband der alten Comic Strips. Allesamt positive Kindheitserinnerungen, die ich beim Sehen dieses Films verspürte und die mir über den etwas trägen Mittelteil hinweggeholfen haben. Fehlt jemanden die Liebe zu diesem Franchise, werden einem die zahlreichen, mittlerweile überholten Tropen störend auffallen. Allerdings wird man im letzten Akt dieses Films mit grandiosen Actionszenen für seine Geduld belohnt. Die Kampfszenen sowie Stunts wirken selbst heute noch spektakulär!

    Trotz der Nähe zur Vorlage wurden zahlreiche Charaktere wie etwa Merlin oder Morgan le Fay nicht für dieser Verfilmung berücksichtigt, und das aus gutem Grund. Regisseur Henry Hathaway musste für diese Produktion zwei Jahrzehnte an Geschichten in einem Film zusammenfassen und schaffte dies in einer Form die seinem Ursprungsmedium mehr als nur gerecht wird. Zwar mag dieser Film heutzutage nicht mehr so opulent wirken wie es 1954 der Fall gewesen ist, aber es handelt sich hierbei immer noch um einen guten Film, der besonders für Fans der Artussage oder des Fantasy Genres von Interesse ist. Insbesondere wegen dem bombastischen letzten Akt ist „Prinz Eisenherz“ meiner Meinung nach eines freitäglichen Filmabends würdig!

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
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    (Thorsten Schimpl)
    09.02.2018
    15:53 Uhr