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  • Bewertung

    Ein inkonsequenter Genremix aus „Sword & Sorcery“ und „Science Fiction“

    Eldritch Advice
    Willkommen in „Yor's World“, hier ist er „the Man“! Zumindest wenn man dem eingängigen Titellied der Italo-Filmmusik Legenden Guido & Maurizio De Angelis glauben schenken darf. „Einer gegen das Imperium“ fand 1983 seinen Weg in die Kinos dieser Welt; ein Jahr nachdem „Conan der Barbar“ sich am Geschrei der Kinogeher erfreute und für einen „Sword & Sorcery“ Boom in der Filmindustrie sorgte. Diesen Film als simple Conan Kopie zu bezeichnen wird der Mythologie dahinter jedoch nicht gerecht; schließlich datiert die argentinische Comic Vorlage „Henga el cazador“ des kreativen Duos Eugenio Zappietro and Juan Zanotto zurück bis in das Jahr 1974. Die Comichefte indes sind sehr wohl vom prähistorischen „Hyborischen Zeitalter“ des Conan-Schöpfers Robert E. Howard inspiriert, beinhalten aber auch Science Fiction Elemente die den alten „Flash Gordon“ Comicstrips nicht unähnlich sind. Dies war in einer Welt vor „Star Wars“ und als sich George Lucas' Schöpfung im Kampf um die gewinnbringendste Weltraumoper gegen „Flash Gordon“ durchsetzte, nahm sich der Regisseur Antonio Margheriti „Star Wars“ als Vorbild für den Science Fiction Aspekt von „Einer gegen das Imperium“.

    Der Jäger Yor ist eine eindrucksvolle Erscheinung; muskulös und mit güldenem Haar gesegnet, passt er so gar nicht in das Bild seiner neolithischen Welt. Seine Herkunft ist ihm unbekannt, nur das sonderbare Amulett, das er seit seiner Geburt bei sich trägt, ist Zeuge seiner Vergangenheit. Obwohl er alleine durch die Wälder streift, zögert er nicht anderen zu helfen. So rettet er eines Tages die wunderschöne Kaala aus höchster Not vor einer urzeitlichen Riesenechse. Eine schicksalshafte Begegnung, denn Kaalas Rettung setzt eine Kette von Ereignissen in Gang die Yor zurück zu seinem Ursprung bringt.

    Ich muss sagen … man hätte so viel mehr daraus machen können!

    Obwohl der Vertrieb von „Columbia Pictures“ übernommen wurde, handelt es sich hierbei um eine waschechte Trashperle. Ein Fakt der durch den Einsatz von billig wirkenden Perücken, Kostümen und schlecht designten Sets deutlich hervorgehoben wird. Trotzdem haben sich überraschend gute Effekte in diese Produktion eingeschlichen. Ein Beispiel dafür sind die jene Szenen in denen Yor sich gegen Dinosaurier zur Wehr setzen muss. Diese sehen für eine Billigproduktion äußerst überzeugend aus und sind meiner Meinung nach einer der wenigen Highlights. Etwas was man von den restlichen Kämpfen leider nicht behaupten kann. Die mangelhafte Choreografie sticht einem insbesondere in den Auseinandersetzungen des prähistorischen Filmparts ins Auge. Sobald der Science Fiction Part im weiteren Verlauf die Oberhand gewinnt, werden die Kämpfe zumindest etwas bunter. Allesamt offenbaren sie jedenfalls den größten Makel dieses Machwerks, es ist jugendfrei und somit auch frei von Gore und jedweder Nacktheit. Freilich, auch ein Film in „Sword & Sorcery“ Genre kann ohne diese beiden Aspekte auskommen und trotzdem unterhaltsam und von guter Qualität sein, aber „Einer gegen das Imperium“ ist seiner Struktur nach genau auf diese Aspekte ausgerichtet und wirkt dadurch nicht bloß unvollendet, sondern widerspricht damit auch der Ästhetik seiner Comicvorlage. Wirft man nur einen Blick auf die Panels der Comics zeigt sich wie harmlos diese Adaption wirklich ist und welches Potential dabei verschenkt wurde. Richtig unterhaltsam wird es andererseits immer dann wenn das, zu Beginn erwähnte, Titellied erklingt und einen Hauch von „Flash Gordon“ versprüht ohne auch nur im Geringsten qualitativ an das Schaffen von „Queen“ heranzukommen.

    Überraschenderweise kann der Film mit einem durchaus sehenswerten Cast aufwarten. Der Protagonist Yor wird gar von „Captain America“ selbst verkörpert. Hierbei sei betont, dass ich damit natürlich auf Reb Brown und nicht Chris Evans anspiele. Brown verkörperte den amerikanischen Superhelden 1979 in zwei TV-Filmen, aber das ist eine andere Geschichte. In „Einer gegen das Imperium“ überzeugt Brown mehr durch sein natürliches Charisma denn sein Können als Darsteller und gibt seiner Rolle damit durchaus etwas Charmantes. Apropos Charme, Kaala, Yors Love-Interest, ist ein echtes Bond Girl aus „Moonraker“ und Corinne Cléry weiß auch in der Mode der Jungsteinzeit zu überzeugen. Der schauspielerische Höhepunkt dieses Films ist allerdings der britische Charakterdarsteller John Steiner als der finstere Overlord. Durch seine professionelle Ausbildung sowie Erfahrung schafft er es dem schwach geschriebenen Antagonisten etwas Tiefe zu verleihen. Schade nur, dass sein erster Auftritt erst relativ spät erfolgt.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Es ist kurios - dieser Science Fantasy Hybrid verfügt über Dinosaurier, Androiden, Kämpfe mit steinzeitlichen Hiebwaffen und futuristischen Blastergewehren und schafft es dennoch phasenweise eintönig zu wirken. Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass der Film nicht unterhaltsam ist, aber ein Großteil der amüsanten Szenen sind nicht ob ihrer guten Qualität belustigend. Trotz des geringen Budgets hätte man aus“Einer gegen das Imperium“ so viel mehr herausholen können. Es gibt unzählige Filme die ob ihrer schlechter Effekte, Kostüme oder Schauspieler ein Überraschungshit wurden. In dieser Verfilmung beging man allerdings einen gravierenden Fehler: Man kopierte blindlings Elemente aus „Conan der Barbar“ und „Star Wars“ und besann sich kaum auf die Stärken seiner Comicvorlage.

    Dieser Genremix, der in den Comics durch seine Harmonie zu überzeugen weiß, wirkt in seiner filmischen Adaption gezwungen und fehl am Platze. Ebenso scheint dem Film durch seine unpassende Altersfreigabe etwas zu fehlen, obwohl die verschiedenen existierenden Fassungen alle als „ungeschnitten“ bezeichnet werden können. „Einer gegen das Imperium“ ist nicht als Film gescheitert, weil er seiner Vorlage und den Erwartungen des erwachsenen Publikums nicht gerecht wurde, hat sich dadurch aber selbst der Chance beraubt einer der besten Beiträge des fantastischen Films zu sein. Unterhaltsam ist er lediglich deswegen, weil er in der „so schlecht, dass er schon wieder gut ist“ Kategorie eingeordnet werden kann. Deswegen ... und nur deswegen, ist er trotz seines vergeudeten Potentials eines freitäglichen Filmabends würdig.

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
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    (Thorsten Schimpl)
    05.01.2018
    23:02 Uhr