Filmkritik zu The Seventh Curse

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  • Bewertung

    Chow Yun Fat glänzt selbst in einer Nebelrolle

    Eldritch Advice
    Ni Kuang ist einer der populärsten Autoren Hong Kongs und verfügt zudem über Filmerfahrung. Immerhin schrieb er für das legendäre „Shaw Brothers Studio“ an zahlreichen Drehbüchern mit. Am bekanntesten ist er jedoch für seine „Wisely Romanreihe“, für die er zwischen 1963 und 2004 145 Bücher verfasste. Diese „Saga“ vermischt Fantasy, Horror und Science Fiction und handelt von den Erlebnissen der fiktiven Abenteurer Dr. Yuen und Wisely. Bei einem solch langlebigen Franchise ist es nicht verwunderlich, dass bereits zahlreiche Filmadaptionen ihrer Abenteuer existieren. Die erste davon ist der 1986 erschienene Film „The Seventh Curse“ aka „Yuan zhen xia yu Wei Si Li“ des Regisseurs Lam Ngai Kai, der ebenfalls eine Vergangenheit im „Shaw Brothers Studio“ hat.

    Dr. Yuen befindet sich mit einigen Kollegen auf einer Expedition in einer abgelegenen Region Thailands. In ihrem Lager gehen Gruselgeschichten über den mysteriösen Wurm-Stamm um. Dieser praktiziert angeblich noch Menschenopfer und die Forscher sollten es tunlichst vermeiden ihm in die Quere zu kommen. Doch Yuen haben diese Geschichten neugierig gemacht und er beschließt eines Nacht sich in das Gebiet dieses Stamms zu schleichen. Dort wird er Zeuge eines Blutrituals für das bereits zwei Opfer bereit stehen. Eines davon ist eine bezaubernde junge Frau, die Yuen bereits zuvor beim Baden in einem See beobachtet hat. Sofort beschließt er einzugreifen. Es gelingt ihm auch die Frau zu retten, doch der Preis den er dafür zahlen muss ist kein geringer. Im Zuge der Rettungsaktion wurde er mit einem Blutfluch belegt. Zunächst ignoriert er diesen, aber als der Fluch ein Jahr danach seine Wirkung zu zeigen beginnt, bittet er verzweifelt seinen guten Freund Wisely um Hilfe. Dieser kennt sich mit dunkler Magie aus und rät ihm zurück nach Thailand zu fliegen, denn nur dort kann er den Fluch brechen, und so beginnt für Yuen ein Rennen gegen die Zeit.

    Ich muss sagen … ein zum Kopfschütteln herrlicher Film.

    Ähnlich wie in den Romanen ist „The Seventh Curse“ eine Mischung aus Abenteuer-, Fantasy- und Horrorfilm mit einer Brise Komödie obendrauf. Bedenkt man, dass es sich hierbei um eine Billigproduktion aus Hong Kong handelt, überrascht es umso mehr, dass dieser Genremix so gut aussieht. Hier ist für jeden etwas dabei; Abenteuerfans werden insbesondere bei der Suche nach dem Gegenmittel für den Blutfluch bedient, Fantasyfans frohlocken ob den übertriebenen Martial-Arts und Magieeinlagen, während sich Horrorfans an den blutigen und gruseligen Effekten satt sehen. Dies alles funktioniert, weil sich der Film selbst nicht zu ernst nimmt. Selbst Kinderopferungen vermögen es, es nicht etwas an seiner unbeschwerten Art zu ändern. Einen ebenso unbeschwerten Eindruck haben die Effekte. Diese sind besser als ein Film dieser Art vermuten lässt. Nur manchmal schleicht sich eine etwas billig wirkende Umsetzung ein. Da der Film aber ohnehin vollkommen übertrieben ist, sorgt das nur für zusätzliche Lacher.

    Darüber hinaus kann der Film mit einem beeindruckenden Cast aufwarten. So etwa, Chow Yun Fat. Da Fat erst kurz nach diesem Film seinen Durchbruch mit „City Wolf“ hatte, war es dem Produktionsteam möglich den talentierten Schauspieler in einer Nebenrolle als Wisely unter Vertrag zu nehmen. Eine weitere prominente Besetzung ist Maggie Cheung, die dem westlichen Publikum primär aus dem Jet Li Film „Hero“ von 2002 in Erinnerung ist. Sie hat die Rolle einer Reporterin, die eine Mischung aus „Damsel in Distress“ und „Comic Relief“ ist, inne. Verglichen dazu geht Siu ho Chin, der den Protagonisten Dr. Yuen spielt, etwas unter. Seine Darbietung ist durchaus gut und steigert sich mit Lauf des Films, aber es ist schwer neben einem großartigen Talent wie Chow Yun Fat richtig zu glänzen.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Obwohl „The Seventh Curse“ größtenteils sehr rasant ist, hat der Film zu Beginn seine Längen. Dr. Yuen und Wisely sinnieren hierbei mit Bekannten über ihre alten Abenteuer. Während dies für Kenner der Romane interessant sein mag, so holt einen der Film als Unbeteiligter nicht wirklich ab. Erst in Thailand fühlt man sich richtig als Teil der Geschichte. Dank der charismatischen und sympathischen Charaktere verzeiht man dies dem Film jedoch. Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass der Humor nicht ganz so zünden mag. Doch das wird durch die unfreiwillige Komik mehr als nur wett gemacht. Insbesondere wenn der Anführer des Wurm-Stammes die Bühne betritt, ist für Unterhaltung gesorgt. Die Show wird dem Clanführer nur durch den „Alten Vorfahren“ gestohlen. Der skelettierte Antagonist wird zu einer bedrohlichen Gefahr als er seine wahre Form offenbart. In dieser unterscheidet er sich nicht großartig von einem Xenomorph aus dem Alien-Franchise ... bis auf die Tatsache, dass er fliegen kann.

    Die große Kunst von „The Seventh Curse“ ist, dass seine Brutalität so cartoon-artig wirkt und daher nichts an seinem abenteuerlichen und charmanten Flair verloren geht. Dabei ist er weder ein cineastisches Meisterwerk noch ein herausragender Vertreter seiner Genres, sondern einfach ein sehr unterhaltsamer Film. Zwar beinhaltet er mit der Konfrontation zwischen Tradition und Moderne eine Thematik die in Produktionen aus Hong Kong immer wieder mal aufgegriffen wird, aber zum Nachdenken darüber regt er nicht wirklich an. Besser ist es, wenn man den Film einfach als das Unterhaltungsmedium das er ist begreift, sich einfach zurücklehnt, ihn genießt oder ein paar Freunde einlädt um diesen Spaß zu teilen. Ich selbst habe mich auf dieses bizarre Filmvergnügen eingelassen und wurde dadurch mit rund 80 amüsanten Minuten belohnt. Deswegen ist „The Seventh Curse“ für mich eines freitäglichen Filmabends würdig!

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    (Thorsten Schimpl)
    03.11.2017
    14:55 Uhr