Filmkritik zu Jason X

Bilder: New Line Cinema Fotos: New Line Cinema
  • Bewertung

    2001: Jasons Odyssee im Weltraum – Eine Horrorlegende auf Abwegen

    Eldritch Advice
    Jason Voorhees ist nicht bloß eine Ikone der Horror-Subkultur, sondern seit den 80er Jahren gleichbedeutend mit dem mysteriösen Unglückstag Freitag, der 13. Ein Datum, das sich auch im Titel eines Großteils seiner Filme findet, und deren gibt es viele. Zählt man das 2009 erschienene Remake sowie das Crossover „Freddy vs. Jason“ mit, kommt man auf insgesamt zwölf Filme in denen Jason mal mehr und mal weniger prominent vertreten ist. Obwohl „Paramount“ seit 1980 gut an dieser Filmreihe verdiente, war sich das Studio stets zu stolz um es als Aushängeschild zu betrachten. Viel mehr hatte es den Anschein als würden sie sich für ihre populäre Slasherreihe schämen. Als 1989 „Freitag, der 13. Teil VIII – Todesfalle Manhattan“ an den Kinokassen floppte, sah man die Chance sich von seinem unbeliebten Franchise zu trennen und verkaufte es an „New Line Cinema“, die Heimat von Freddy Krueger. Dort holte man zwar mit Sean S. Cunningham den Regisseur, Schreiber und Produzenten des ersten Films mit an Bord. Da Jason in seinem „Freitag, der 13.“-Film nur eine untergeordnete Rolle spielte, entsprach der Charakter der Fortsetzungen nicht seinem Konzept und er sah sich daher nicht an diese Tradition gebunden. Was dabei rauskam war für viele Fans eine Katastrophe, der unbeliebte neunte Teil „Jason Goes to Hell – Die Endabrechnung“. Dieser konnte immerhin noch einen Gewinn von rund 10 Millionen Dollar erzielen, fiel beim Publikum allerdings durch. „New Line Cinema“ gingen langsam die Ideen für ihr „Stiefkind“ aus, und was macht man im Film-Biz wenn dies der Fall ist? Ja, man verlagert die Geschichte ins Weltall. Dies war die Geburtsstunde des 2001 erschienenen „Jason X“

    Im Jahr 2455 ist die Erde eine unbewohnbare Einöde, sodass sich die Menschheit eine neue Heimat in den Weiten des Weltalls suchen musste. Nur noch ein paar wenige Abenteurer und Forscher kehren hin und wieder zu ihr retour um nach Artefakten ihrer ehemaligen Zivilisation zu suchen. Dies hatte auch die Expedition rund um Professor Lowe und seinen Studenten im Sinn, als sie nahe des Crystal Lake auf die kryokonservierten Körper des berüchtigten Jason Voorhees und seines letzten Opfers stießen. Die Technologie der Zukunft macht es möglich die erstochene Frau wieder zum Leben zu erwecken. Eindringlich warnt sie ihre Retter vor Jason, aber insbesondere Lowe schenkt ihr kein Gehör, denn er weiß welchen Preis er für den legendären Massenmörder am Schwarzmarkt erzielen kann. Währenddessen erwacht Jason zu neuem Leben und auf ihrem Raumschiff scheint es für die Crew kein Entkommen zu geben.

    Ich muss sagen … irgendwie funktioniert dieser Film!

    Tötungsszenen mit Erinnerungswert waren seit jeher ein Markenzeichen dieser Filmreihe und in „Jason X“ existieren etliche davon. Für einen 2001 erschienene Film alterten diese darüber hinaus unerwartet gut. Wieder einmal zeigt sich, dass die Kombination aus praktischen und digitalen Effekten das menschliche Auge zu täuschen vermag. Freilich darf man sich bei einem Film der mit einem Budget von 14 Millionen Dollar produziert wurde keine atemberaubenden Effekte erwarten, aber meiner Meinung nach tut dies der willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit keinen Abbruch, insofern man sich auf die Prämisse einer unsterblichen menschlichen „Killermaschine“ einlassen kann. Die Szene in der eine Wissenschaftlerin den gefrorenen Körper von Jason seziert ist ein gutes Beispiel dafür. Sie wirkt real und beklemmend, genau was man sich von derlei Momenten in diesem Genre erhofft. Was mir ebenfalls positiv in Erinnerung blieb ist der Score. „Man soll nichts reparieren, was nicht kaputt ist“ ist eine treffliche Redewendung hierfür. Das Theme der „Freitag-Reihe“ ist eines mit dem größten Wiedererkennungswert der Filmgeschichte. Harry Manfredinis traditioneller Score wurde für das futuristische Setting auf eine würdige Art und Weise adaptiert und verleiht „Jason X“ dadurch zumindest die Illusion von Gravitas.

    Wenn Kane Hodder sich die ikonische Eishockeymaske aufsetzt und dabei in die Rolle von Jason schlüpft, ist für einen Großteil der Horrorfans die Welt in Ordnung. Er mag zwar nicht der erste Schauspieler gewesen sein der diesen Charakter spielte, aber war definitiv der erster der daraus eine Kunstform kreierte. Die Art und Weise wie er zuerst seinen Kopf bewegt, sein Ziel ins Visier nimmt und erst danach die Bewegung mit seinem Körper erfolgt … hypnotisierend! Aber auch darüber hinaus wurde dieser Film gut besetzt, wenn auch mit Type-Casting. So holte man mit Lexa Doig und Lisa Ryder zwei bekannte Schauspielerinnen der damals populären Science Fiction Serie „Andromeda“. Ebenfalls mit an Bord einer der meiner Meinung nach unterschätztesten Künstler in Hollywood: Peter Mensah. Insgesamt also eine gute Besetzung. Verfolgt man den Film aufmerksam, lässt sich darüber hinaus ein Cameo-Auftritt der Body Horror Legende David Cronenberg entdecken.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Bis zum heutigen Tag brachte es „New Line Cinema“ nicht zustande Jason mit Würde und Respekt zu behandeln. Glücklicherweise aber holten sie mit, dem leider viel zu früh verstorbenen, James Isaac einen Regisseur der talentiert genug war um aus der absurden Prämisse ein unterhaltsames Endprodukt zu basteln. So werden Charaktere rasch und gut eingeführt, in der richtigen Reihenfolge aus der Story geschrieben und dies alles in einem für einen Slasher ansprechenden Tempo. Im Gegensatz zum Filmstudio schafft es Isaac der langen Tradition der Reihe auf eine spaßige aber nicht allzu lächerliche Art und Weise Tribut zu zollen.

    Was bekommen wir in Jason X geboten? Kane Hodder als klassischen sowie verbesserten Jason, Space Marines, das übliche Ausmaß an Nacktheit, eine reizende Androidin und zahlreiche und großartige Gore-Szenen. Dies alles in einem Film der durchaus als Parodie des Genres sowie seiner Vorgängerteile betrachtet werden kann. Ein Grund warum manche Fans „Jason X“ als respektlos bezeichnen, was ich durchaus verstehen kann. Ich selbst wuchs mit den alten „Paramount“-Filmen auf und hatte seit jeher eine große Faszination für den bekanntesten Einwohner von Crystal Lake aka Camp Blood. Allerdings betrachte ich diesen Film nicht als Sakrileg, sondern vielmehr als logische Weiterführung des Jason-Konzepts. Die Art und Weise wie ein unsterblicher Killer im Jahr 2455 wieder zum Leben erwacht erachte ich in Anbetracht der Vergangenheit des Charakters als durchaus plausibel und gut umgesetzt. Ja, dieses Werk kann gleichwohl als affektiert bezeichnet werden, aber ich wurde in seiner Laufzeit von rund 90 Minuten blendend unterhalten. „Jason X“ ist ein unterhaltsamer Science Fiction Slasher und meiner Meinung nach eines freitäglichen Filmabends würdig.

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
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    (Thorsten Schimpl)
    13.10.2017
    17:34 Uhr