Filmkritik zu Sexy Durga

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Never trust a stranger

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Handlungsbrocken sind spärlich gesät in dieser Independent-Produktion: ein junges Paar trifft sich in Eile nachts am Straßenrand um gemeinsam per Autostop zum nächsten Bahnhof zu kommen. Man erfährt wenig über die beiden, nicht was sie antreibt, wo sie hinwollen, sie reden kaum. Man ahnt die Frau könnte schwanger sein.

    Schon ein Blick auf die Inhaltsangabe lässt erahnen, dass der Zusatz „Sexy“ im Titel mit Vorbehalt zu verstehen ist. Noch weiter hilft Wikipedia: Durga ist eine der populärsten und wichtigsten Göttinnen im Hinduismus und ihr Name bedeutet soviel wie „die schwer Zugängliche“.

    Durga ist aber auch der Name der weiblichen Hälfte jenes Liebespaares, das aus unbekannten Gründen mitten in der Nacht flieht. Und verschlossen bleibt auch sie. Aber aus gutem Grund: die beiden sind im Dunkel der Landstraße praktisch Freiwild und kaum einer der Männer denen sie begegnen unterlässt es sie zu bedrängen. Angewiesen auf die Hilfe dieser Unbekannten müssen sie sich auf eine Gratwanderung zwischen Vertrauen & Bedrohung einlassen.

    Die Abschnitte der nächtlichen Reise wechseln sich ab mit Aufnahmen die ein scheinbar ganz anderes Kerala zeigen: ein Hindu-Ritual - offenbar zu Ehren einer Göttin - in dem sich junge Männer mit in Trance vollführten Peinigungen übertreffen: durchstochene Wangen, auf Haken aufgehängt durch die Straßen gefahren, über glühende Kohlen laufend. Sind es die Brüder jener Männer die anderswo Durga und ihrem Geliebten zusetzen?

    Der ohne Drehbuch in einer einzigen Nacht entstandene Film ist unangenehm, roh & beängstigend. Und das ist gut. Denn dass Frauen in Südindien kein leichtes Leben haben weiss man mittlerweile. Dank „Sexy Durga“ bekommt man eine Ahnung davon wie sich das anfühlt.
    deutobald_3cfc7ac6b3.jpg
    (Michael Gegenhuber)
    24.10.2017
    11:56 Uhr