Filmkritik zu Daphne

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Gelungene Charakterstudie einer Zynikerin

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Daphne ist ein ausgewachsener Ungustl in Gestalt einer jungen Frau. Die Welt ist ihr lästig & sie beteiligt sich am Leben nur, soweit es sich nicht vermeiden lässt. Dabei scheint sie gar keine untalentierte Köchin zu sein, über ihre mangelnde Motivation sieht der sichtlich verliebte Chef hinweg. Die eine Freundin mit der sich trotzdem manchmal trifft, ignoriert geduldig ihre Zynismen und wen sie zum Onenightstand abschleppt kann sie auch frei wählen. Meist verliert sie jedoch schon beim Sex das Interesse an den verliebten Buben. Manchmal blitzt aber durch, dass es gar nicht die Welt ist mit der sie unzufrieden ist, sondern sie selbst: ihre heimlichen Kochexperimente landen meist nach dem ersten Bissen im Kübel. Besser rausgehen, sich vollsaufen & randalieren. Aber für einen totalen Zusammenbruch ist sie zu intelligent und ihr soziales Umfeld noch zu treu. Erst als sie zufällig bei einem Gewaltverbrechen anwesend ist und wohl oder übel dem Opfer Hilfe leisten muss, scheint Bewegung in den Misthaufen ihrer Gefühle zu kommen. Diese Begegnung mit der Endlichkeit des Lebens (Aufzeigen, wer dabei auch an Kenneth Lonergans „Margaret“ denken muss!) lässt sich nicht mehr so leicht wegzischen, wie die Annäherungsversuche ihrer Mutter oder des hinreißenden Rausschmeißers, der ihr geduldig den Hof macht seit er ihr bei Tageslicht wieder begegnet ist.

    Die Produktion scheint Peter Mackie Burns einiges abverlangt zu haben. Er kann der Österreich-Premiere nicht beiwohnen, weil er dringend eine Auszeit braucht, erzählen seine Hauptdarstellerin und Produzentin im anschließenden Publikumsgespräch. Dass sein erster Langfilm eine schwere Geburt war, merkt man dem Resultat allerdings nicht an. Stilsicher und gut abgehangen steht die filmische Charakterstudie da und überzeugt. Keine Minute zu lang, kein Mosaiksteinchen zu viel oder zu wenig. Falls da jemand monatelang verzweifelt herumgeschnitten & um ein befriedigendes Ergebnis gerungen hat: man merkt's nicht. Von Herzen wünscht man Burns erholsamen Urlaub. Möge er dann bitteschön gleich ans nächste Werk gehen.
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    (Michael Gegenhuber)
    30.10.2017
    21:24 Uhr