Filmkritik zu Mayhem

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  • Bewertung

    Mayhem- I’ll file it under ‚N‘, for „not my fucking problem“!

    Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
    Nachdem Steven Yeun, dessen grausames Ableben als Glenn Rhee im Auftakt der 7. Staffel der Zombiehorrorserie „The Walking Dead“ uns immer noch tief in den Gliedern sitzt, nicht mehr von blutrünstigen Wiedergängern über den Bildschirm gejagt wird, bereitet ihm nun in der rasanten Horror-Satire „Mayhem“ ein ganz neuer Virus Probleme.

    Der junge erfolgreiche Anwalt Derek Cho, der sich immer mehr in der Skrupellosigkeit des Rechtskonzerns für den er tätig ist verliert, fällt eines Tages einer Intrige der verhassten Kollegin, liebevoll „The Siren“ genannt, zum Opfer und wird daraufhin fristlos entlassen. Doch gerade als er das Gebäude verlassen will, wird es plötzlich abgesperrt und unter eine siebenstündige Quarantäne gestellt, denn im Gebäude wurden Spuren des ID7-Virus gefunden, der aufgrund der Tatsache, dass Infizierte ein rotverfärbtes Auge haben auch als Red-Eye-Virus bekannt ist. An sich nur bedingt gefährlich und keineswegs tödlich, zwingt er die Infizierten jedoch ihren niederen Instinkten nachzugehen und ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Der Infizierte Derek, der wegen eines von ihm gewonnenen Präzedenzfalls weiß, dass ihm der Virus Straffreiheit gewähren wird, beschließt gemeinsam mit der ebenso wütenden Melanie (Samara Weaving) die Chefetage aufzumischen. Von ihrem brennenden Hass geleitet, kämpfen sie sich immer weiter nach oben und hinterlassen auf ihren Weg dorthin eine blutige Spur.

    Regisseur Joe Lynch begrüßt das Slashpublikum vor dem Screening per Videonachricht persönlich, scherzt darüber er habe auch bei uns im Kinosaal besagten Virus freigelassen und gibt sogar einen kleinen Einblick in seine kommenden Projekte. Der neueste Film des Horrorregisseurs, bekannt durch Projekte wie „Wrong Turn 2: Dead End“ oder „Knights of Badassdom“, feierte seine Premiere am diesjährigen South by Southwest Festival und besticht vor allem durch seinen Humor und die nicht ganz subtile Kritik an der Arbeitswelt.

    Den Film als harmlosen Horror-Action-Movie abzutun, wäre ein gravierender Fehler, sagt er doch mit seiner überladenen und überstilisierten Kamera, dem rasanten Schnitt und einer Storyline, die keineswegs schwer zu antizipieren ist, viel mehr aus als zunächst vermutet. Übersäht mit Klischees und überspitzten Charakteren, stellt der Film auf ironische Art und Weise das innere System eines Großkonzerns an den Pranger und kritisiert damit zugleich die unverhältnismäßig große Macht, die dem Chef einer solchen Firma obliegt und kann somit vor allem als Gesamtkritik an herrschenden Eliten gesehen werden, sowie als Aufruf sich gegen das System aufzulehnen.

    So liegt auch der Vergleich des Films mit einem simplen Beat’Em Up Game nahe, denn der Protagonist muss sich zunehmend komplexeren, brutaleren Kämpfen stellen, je näher er der Chefetage kommt, erhält als Belohnung Keycards, die ihm ermöglichen im Aufzug ein Level aufzusteigen, und muss schlussendlich im finalen Battle seinem koksschnupfenden, golfschlägerschwingenden Boss entgegentreten.

    Steven Yeun und Samara Weaving überzeugen in ihren Rollen als teuflisch-tödliches Duo und stellen den Wahnsinn, dem sie verfallen sind, auf extreme, aber dennoch nicht unauthentische Weise dar. Der Film bereitet seinem Publikum von Anfang bis Ende nichts als puren Genuss und vermittelt Gewalt und Zerstörung in derart vergnüglicher Manier, dass es kaum möglich ist, nicht mit ihm zu sympathisieren.
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    (Julia Pogatetz)
    25.09.2017
    17:34 Uhr