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  • Bewertung

    Star Crash

    Eldritch Advice
    Mai 1977, ein kleiner Film namens „Star Wars“ eroberte die Welt im Sturm und sorgte für Millionen von glücklichen Gesichtern, aber noch wichtiger, zumindest für das Studio, der Film brachte Einnahmen in einem bisher unbekannten Ausmaß ein. Mit einem Schlag waren Weltraumopern wieder in Mode und jeder im Film-Biz wollte an diesem Kuchen mitnaschen. Die Folgen waren unzählige Star-Wars-Kopien, Jahrzehnte bevor „The Force Awakens“ diese Taktik selbst erfolgreich anwandte, von manchmal guter, aber größtenteils zweifelhafter Qualität. An die Qualität des Originals konnte keiner dieser Filme herankommen, aber unterhaltsam waren und sind sie allemal. Manchen dieser Filme wird heutzutage noch das Prädikat Kultfilm angehängt. Eines dieser Exemplare ist das berüchtigte Werk „Star Crash“. Obwohl dessen Regisseur und Drehbuchautor Luigi Cozzi, der für „Star Crash“ das Pseudonym Lewis Coates verwendete, bis heute behauptet bereits vor Star Wars an seinem Film gearbeitet zu haben, gibt es im Vergleich zu viele Überschneidungen um nicht von einer Star-Wars-Kopie sprechen zu können.

    Der machthungrige Count Zarth Arn ist im Besitz einer mächtigen Raumstation. Diese verspricht ein rasches Ende in seinem Eroberungsfeldzug gegen das friedliche Imperium. Eine imperiale Einheit versucht an Informationen zu dieser Wunderwaffe zu kommen. Das Schiff samt Crew verschwinden bei dieser Mission allerdings spurlos. Unter den Vermissten befindet sich auch Prince Simon, Sohn und Erbe des Imperators. In seiner Verzweiflung wendet sich der Imperator an das kürzlich zuvor verhaftete, legendäre Schmugglerduo Stella Star und Akton und schlägt ihnen einen Tausch vor: Ihre Freiheit gegen die Beschaffung von Informationen zum Aufenthalt seines Sohnes und der Wunderwaffe des Counts. Das Schicksal des Imperiums lastet nun auf den Schultern der beiden Schurken. Für ihre Freiheit und die Zukunft der Galaxis überkommen sie jedoch ihre zweifelhafte Vergangenheit und werden zu Helden des Imperiums.

    Ich muss sagen … ich bin sprachlos …

    Dieser Film ist definitiv eine Erfahrung der besonderen Art. Ständig wirkt es so, als würde die Logik einen Krieg gegen den Charme führen. Kaum etwas von dem was Luigi Cozzi für diesen Film schrieb ergibt wirklich Sinn, aber die Art und Weise wie er es uns präsentiert ist fantastisch. Die Effekte mögen bereits in den 70er Jahren nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik gewesen sein, aber die Liebe zum Detail und das Talent der Verantwortlichen ist zweifelsohne zu erkennen. Die Welt die uns präsentiert wird, lässt sich mit schrill und bunt am besten beschreiben.
    Dies trifft auch auf die Kostüme zu. Optisch eine Wucht, kommt es allerdings oftmals vor, dass sie sich von einer Szene auf die andere verändern. Dies fällt vor allem dann auf, wenn die bereits ohnehin spärlich bekleidete Stella Star von einer Szene auf die nächste noch freizügiger gekleidet ist. Der Soundtrack des Films ist in Ordnung, klingt zwar nach „Star Wars“, aber schafft es trotzdem nicht ähnlich ikonisch zu sein. Normalerweise würde ich deswegen nicht allzu viele Worte darüber verlieren, aber es war John Barrys Komposition. Ja, jener John Barry der dabei mithalf das James Bond Titellied zu kreieren und ein Mitglied des Order of the British Empire ist. Der Ritterschlag wurde ihm sicherlich nicht für dieses Werk verliehen.

    Barry ist jedoch nicht der einzige große Name in dieser Produktion, denn auch der Cast beinhaltet einige bekannte Gesichter. Christopher Plummer, der später einen Oscar für seine Nebenrolle in „Beginners“ gewinnen sollte, spielt niemand geringeren als den Imperator. Laut einigen Aussagen primär deswegen, weil er grundsätzlich jede Möglichkeit nutzt um Rom (Drehort des Films) besuchen zu können. Das Schmugglerduo bildet sich aus der bezaubernden Caroline Munro und Marjoe Gortner. Sein Schauspiel lässt sich trefflich mit einer verwegenen Darbietung beschreiben. Joe Spinell, als Count Zarth Arn spielt seine Schurkenrolle sehr souverän. Etwas mehr Screen Time hätte seinem Charakter aber sicherlich gut getan. Insgesamt eine sehr illustre Runde, aber eine nennenswerte Besetzung gibt es noch. Prince Simon, der verschollene Sohn des Imperators, wird von einem jungen David Hasselhoff gespielt … ein Laser aus seinen Augen feuernder, Lichtschwert schwingender David Hasselhoff. Muss ich dazu noch mehr sagen? Es ist schlicht und ergreifend glorreich!

    Aber ... ist dieser Film trotzdem eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Dieser Film ist hochgradig amüsant, unfreiwillig komisch und vieles mehr. All dies auf die beste Art und Weise. Grundsätzlich ist der Film eine Nacherzählung von Star Wars von jemanden der den Film nur peripher mitverfolgt hat, aber trotzdem steckt noch so viel mehr in Star Crash. Für mich fühlt er sich wie ein Sandalenfilm im Weltall an und dieses Ambiente liebe ich. Dabei wirkt es auf mich nicht störend, dass der Film sich bei der Einhaltung der Kontinuität sowie sämtlicher Regeln der Physik sehr viele Freiheiten nimmt. Dies würde mich bei vielen Filmen stören, aber dieser Film ist einfach zu unterhaltsam um mich darüber ärgern zu können.

    „Star Crash“ ist 92 Minuten pure Unterhaltung, 92 Minuten wenn ihr euch die europäische Langfassung anseht, was ich sehr empfehle. Ich fühlte mich köstlich unterhalten und rate euch diesen Film zu sehen wenn ihr in der Stimmung für etwas sehr einzigartiges, amüsantes und abenteuerliches seid. Ein gemeinsamer Filmabend mit Freunden kann mit diesem Film ein sehr zusammenschweißendes Erlebnis sein, da man sich zusammen für Wochen darüber amüsieren kann. Für all die Freude die mir dieser Film geschenkt hat, ist „Star Crash“ eines freitäglichen Filmabends würdig … Im Grund genommen hätte auch schon der Laser aus seinen Augen feuernde, Lichtschwert schwingende David Hasselhoff ausgereicht um dieses Prädikat zu erhalten.

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    (Thorsten Schimpl)
    28.07.2017
    10:16 Uhr