Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
Es gibt wohl kaum einen anderen Filmemacher, der ein derart breit gefächertes Werk zu bieten hat wie Takashi Miike. In seinem bisherigen Oeuvre konnte der 57-jährige Japaner bereits zahlreiche Genres abdecken. Ob nun eine unbeschwerte Komödie wie der trashig anmutende „Zebraman“ (2004), eine Videospielverfilmung („Ace Attorney“, 2012) oder gar ein an Kinder gerichtetes Fantasy-Epos („The Great Yokai War“, 2005). International hat sich Miike jedoch besonders einen Namen für die Darstellung exzessiver Gewalt und sexueller Perversionen gemacht, die er in modernen Klassikern des Asia-Kinos wie unter anderem „Audition“ (1999), „Ichi, the Killer“ (2001) und „13 Assassins“ (2013) zur Schau stellte. Für seinen sage und schreibe 100. Spielfilm griff der Regisseur auf die populäre Mangareihe „Blade of the Immortal“ zurück und entschloss sich dazu, diese unter dem gleichnamigen Titel fürs Kino zu adaptieren. Herausgekommen ist dabei ein unterhaltsamer Samurai-Film, der sich typischer stilistischer Merkmale Miikes bedient.
Zunächst: Worum geht es eigentlich?
Die Mangaverfilmung handelt von Manji (Takura Kimuja), der einst ein blutiger und gefürchteter Samurai war. Nachdem dieser bei einer großen Schlacht den Tod seiner kleinen Schwester mit ansehen musste und kurz daraufhin selbst im Sterben lag, wird er von einer mysteriösen Frau unsterblich gemacht. Daraufhin schört er sich, von nun an gegen das Böse zu kämpfen. Als er 50 Jahre später auf die kleine Rin (Hana Sugisaki) stößt, deren Eltern vom gefürchteten Anotsu (Sôta Fukushi) kaltgemacht wurden, verspricht Manji dem jungen Mädchen dabei zu helfen, Rache zu begehen.
Bereits zu Beginn zeigt Miike erneut, dass er vor expliziten Gewaltdarstellungen nicht zurückschreckt. In der komplett in schwarz-weiß gehaltenen Eröffnungssequenz ist der Bodycount nämlich schon derartig hoch, dass das Bild nur so mit Blutspritzern und abgetrennten Gliedmaßen gefüllt ist. Durch die entzogene Farbe ist die Anfangsszene jedoch auch einer der wenigen Momente im Film, die auf emotionaler Ebene funktioniert.
Einer der größten Stärken zugleich aber auch einer der ärgerlichsten Schwächen von „Blade of the Immortal“ ist die Tatsache, dass er sich zumeist nicht allzu ernst nimmt. Dadurch besticht der Streifen zwar in weiten Teilen mit zahlreichen amüsanten Momenten, kommt dabei jedoch auf emotionaler Ebene zu kurz. Man mag natürlich darüber streiten können, ob denn ein Samurai-Film überhaupt Seriosität benötigt. Wenn man jedoch seinen Film mit einer gefühlsbetonten Szene starten lässt, sollte man immerhin ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit an den Tag legen, um tonal konstant zu bleiben. Es gab zig Momente, die eine emotionale Tragfähigkeit auf das Geschehen hätten haben können, jedoch durch humorvoll anmutende Momente, die nur kurze Zeit später folgten, ein wenig ins Lächerliche gezogen wurden.
Trotz der fehlenden emotionalen Ausgewogenheit tragen die talentierten Schauspieler dazu bei, dass „Blade of the Immortal“ über den Großteil der Laufzeit hinweg immerhin zu unterhalten weiß.
Auch ästhetisch weiß der Film durchgängig zu überzeugen. Besonders nennenswert ist die wunderschöne Kinematografie von Nobuyasu Kita, die sich stets im Fokus des Geschehens befindet und die prachtvolle Farbvielfalt der Szenerien auffallend hervorhebt. Die Kampfsequenzen des Films sind in Grunde genommen auch bravourös choreographiert, da diese jedoch stets in ähnliche Kampfmuster verfallen, wirken diese Szenen nach einer Zeit mühsam und repetitiv.
Das bringt mich zur größten Schwäche: die Länge des Films. Bei einer Laufzeit von 151 Minuten, von der nicht wenig Zeit für sich wiederholende Schlachtchoreographien verbraucht wird, zieht sich der Film vor allem im Mittelteil wie Kaugummi.
Fazit: Takashi Miike hat mit „Blade of the Immortal“, dem 100. Werk in seinem vielschichtigen Opus zwar nicht den vermutlich gewollten großen Wurf gelandet, aber letztendlich einen unterhaltsamen, optisch einwandfreien und natürlich blutigen Samurai-Epos in purer Miike-Manier geschaffen, den sich Fans des japanischen Ausnahmekünstlers auf jeden Fall ansehen sollten.