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    Tomb Raider: Die Suche nach dem Drehbuch

    Exklusiv für Uncut
    Wir schreiben das Jahr 1996, das Spiel „Tomb Raider“ erscheint in den Läden und erfreut sich großer Beliebtheit. Schon bald folgen die Fortsetzungen und Prequels, mal mit mehr mal mit weniger Erfolg. Die Abenteuergeschichten, rund um die Powerfrau Lara Croft, die sich mit zwei Pistolen bewaffnet, durch antike Ruinen kämpft um mystische Artefakte zu bergen, traf auf ein großes Publikum. Stark, gebildet, ungeheuer klug und mit Tanktop im Dschungel wurde Lara Croft das weibliche Gegenstück zu Indiana Jones. Nach einiger Zeit folgten zwei Filme mit Angelina Jolie, welche nur mäßig ankamen. Trotz unzähliger Erscheinungen, sank die Beliebtheit der Serie, wohl vor allem aufgrund der stark sinkenden Qualität der Spiele. Die Serie erhielt jedoch ein großes Revival mit den beiden Titeln „Tomb Raider“ und „Rise of the Tomb Raider“, welche für Next Generation Konsolen herauskamen.

    Nachdem beide Titel ein voller Erfolg waren, war die Zeit erneut gekommen, es auf der großen Leinwand zu probieren. Die fantastische Alicia Vikander tritt in die Fußstapfen von Angelina Jolie. Sie ist Lara Croft, die Tochter des Superreichen Richard Croft. Doch ihr Vater kehrt eines Tages nicht mehr von einer Forschungsreise heim und lässt Lara alleine zurück. Auch sieben Jahre nach seinem Verschwinden weigert sich Lara die Erbschaft anzunehmen und kämpft sich allein durchs Leben. Als sie jedoch neue Hinweise findet, macht sie sich prompt auf den Weg um einen geheimnisvolle Insel zu suchen, von der gemunkelt wird, sie verstecke die japanische Prinzessin des Todes Himiko und vielleicht auch ihren Vater.

    Groß war die Hoffnung das „Tomb Raider“ ein spannend erzählte Abenteuergeschichte mit einer starken Frau wird, groß wird ist Enttäuschung, wenn man dann sieht was man stattdessen bekommt. So wurde die Grundstory aus dem „Tomb Raider“ von 2013 übernommen, jedoch mit einigen ungeheuer großen Abzügen. Die meisten Charaktere werden gestrichen, die spannende und vielfältige Insel wird zu einer Standardtropenkulisse, die faszinierende und furchteinflößende Sekte die auf der Insel wartet, wird zu einer 08/15-Wir-wollen-die-Weltherrschaft-Gruppe. Die Story ist platt, vorhersehbar und leider unglaublich uninteressant.

    Das große Problem von „Tomb Raider“ ist, dass der Film kein Gefühl für seine Welt hat. Jeglicher Hauch von Abenteuer, Mystik und Geschichte geht in diesem Film vollkommen verloren. Die Insel und die Kammern, die Gräber und die historischen Orte haben keinen Charakter und keine Atmosphäre. Wahllos werden uninspiriert verschieden Versatzstücke aneinandergereiht. So schießen Stangen aus dem Boden und Räume werden zu Fallen. Doch selbst diesen Fallen fehlt eine innere Logik. Wenn man beispielsweise die Fallen bzw. Prüfungen hernimmt in „Indiana Jones: Der letzte Kreuzzug“, dann haben diese Situationen, eine innere Logik, sie sollen einen Prüfen, so dass nur der Gottesfürchtige bis zum heiligen Gral kommt. Die Falle in Tomb Raider ist ebenfalls wie eine Prüfung aufgebaut, jedoch macht dies keinerlei Sinn, wenn die ganze Krux an dem Ort ist, dass das was drinnen ist, nie wieder rauskommen soll. (Also warum überhaupt erst einen Weg machen). An einer anderen Stelle muss Lara ein Rätsel lösen, was sie dann auch macht, indem sie drei Minuten an einer Wand hantiert. Dem Zuschauer wird durch Flashbacks zwar erklärt, dass Lara vor einer halben Stunde mit einem Artefakt gespielt hat und dies der Schlüssel war, also kann sie jetzt dieses Rätsel lösen, jedoch wird keinerlei Kontext gestellt warum sie jetzt dieses Rätsel lösen konnte. Man sieht einfach wie sie ein paar Mal an Sachen schraubt und es dann Klick macht. Auch hier wäre eine Möglichkeit da gewesen, ein Gefühl von Geschichte und Mystik herzustellen. Eine einzige spannende Idee hat der Film dann gegen Ende. Jedoch spielt er diese viel zu wenig aus und geht allgemein nicht über einen banalen „ah so ist das“ Moment damit hinaus, sodass auch diese die Story nicht mehr retten kann.

    Da also kein Geld auf gigantische Sets gesetzt wurde, kann man sie fragen wohin denn dann? In CGI-Flugzeuge und unnötige Action ist hier, wohl leider die Antwort. So hat der Film beschlossen, all die Teile, die an den Spielen filmwürdig gewesen sind (Story, Stimmung, Mystik) zu vernachlässigen, und die Teile die zwar als Spiel unterhaltsam sind, jedoch im Film eher nebensächlich sein sollten (Schusswechsel, Klettern, ganz viel Hinfallen) in den Vordergrund zu stellen. Was jedoch hin und wieder recht unterhaltsam war, ist dass viele Elemente aus diesen Abenteuern übernommen wurden. So muss Lara einmal eine Passage überwinden und über ihr ist eine gelb lackierte Metallsprosse, an der sie sich rüber schwingen kann. Für spielunbewandet Leute: meist wird der Weg den der Spieler überbrücken muss, sehr offensichtlich durch Farben markiert. So weiß der Spieler zbs. bei dieser gelben Sprossenwand kann ich hochklettern, bei den beiden daneben aber nicht.

    Die Kamera fängt die Action soweit solide ein und bewegt sich an einigen Stellen schön flüssig mit der Bewegung mit. Die Aufnahmen von der Insel und ähnlichen können auch an vielen Stellen überzeugen, jedoch sind es nie wirklich großartige Bilder und die Arbeit der Kamera wird zum Teil leider im Schneideraum verunstaltet, sodass geraden in den Kämpfen wild hin und her geschnitten wird.

    Alicia Vikander spielt zwar wie immer bezaubernd und man merkt, dass sie ordentlich trainiert hat, aber nichts desto trotz, wirkt sie immer wieder recht fehl am Platz. Ihr doch sehr kleiner, zierlicher Körper vermittelt einfach rein optisch nicht den Eindruck, dass ein Fall aus mehreren Metern, nicht alle ihre Knochen brechen würde. Hervorzuheben ist an dieser Stelle, die einzige wohl wirklich fantastisch inszenierte Szene, in welcher Lara zum ersten Mal töten muss um zu überleben. Ihr Schmerz, ihre Bewegungen und ihre Verzweiflung ist herzergreifend. Der Schrecken den sie fühlt, dass die Situation so weit gegangen ist, zeichnet sich klar in ihrem Gesicht ab. Leider verfällt die restliche Action in gewohnte Gefilde und lässt diese Szene nur als Erinnerung dessen zurück, was möglich gewesen wäre.

    Roar Uthaug, schafft es mit „Tomb Raider“ leider weder einen neuen Blickwinkel in die Serie zu bringen, noch schafft er es eine packende Geschichte zu erzählen. Gerade Fans des Spiels, dürften, wie ich, sehr enttäuscht sein, zu sehen, was aus der hochspannenden Geschichte fabriziert wurde.
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    (Daniel Prem)
    16.03.2018
    08:55 Uhr