Filmkritik zu The Bomb

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Die perfide Faszination einer Massenvernichtungswaffe

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2017
    Zwar wird sie auch heutzutage noch ab und an in den Medien erwähnt, jedoch unterschätzen viele Leute seit Ende des Kalten Krieges leider die weiterhin relevante Gefahr hinter einer der tödlichsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte: der Atombombe. Fakt ist leider jedoch: Die weltweite Anzahl an atomaren Waffen ist zurzeit dermaßen hoch, dass man die Erde neunmal komplett zerstören könnte, würden alle zeitgleich abgefeuert werden. In der experimentellen Dokumentation „the bomb“ wird der Zuschauer völlig ohne Dialog auf eine Zeitreise durch die Geschichte jener Massenvernichtungswaffe und deren häufig unterschätzten Zerstörungskraft geschickt. Durch in beliebiger zeitlicher Folgen aneinandergereihte aktuelle und historische Montagen von Bombentests gepaart mit Fotomaterial der Auswirkungen radioaktiver Strömungen auf den Menschen und dessen Umwelt, gelingt es den Filmemachern, dem Zuschauer zum Großteil schonungslos die Bedrohlichkeit dieser Machenschaften klarzumachen. Zudem wurden Aufnahmen von militärischen Märschen verschiedenster Industriestaaten eingebaut, die zusätzlich veranschaulichen, wie einige wirtschaftlich gut entwickelte Länder ihre Macht ausnützen, nur um zu verhindern, dass andere mehr vom Kuchen abbekommen, als sie selbst.

    Untermalt wurde das Ganze live von der Band „the Acid“, deren verstörende Klänge gemixt mit ästhetisierten Bildern von sich in Folge einer atomaren Explosion bildenden Wolken, dem Film eine alptraumartige Atmosphäre verleihen. Leider ist das Experiment jedoch nicht zu 100% aufgegangen: Einige der Montagen wurden wiederholt eingesetzt, was natürlich nochmals die destruktiven Auswirkungen der Atombombe verdeutlichen soll, jedoch überträgt sich auf den Zuschauer dadurch eher ein ermüdendes als ein eindrucksvolles Gefühl. Insgesamt lässt sich sagen, dass das filmische Experiment „the bomb“ zwar durch eine Mixtur aus beängstigenden Bildern und psychedelischen Klänge großteils geglückt scheint, da es ihm gelungen ist, die Sinnlosigkeit hinter der Zerstörungskraft nuklearer Waffen deutlich zu machen. Jedoch ist das Resultat durch ein paar repetitive Elemente insgesamt zu lang geraten, was leider einem nachhaltig positiven Eindruck im Wege steht.
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    (Christian Pogatetz)
    14.02.2017
    09:05 Uhr