Filmkritik zu Beuys

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  • Bewertung

    Ein Mann mit Filzhut

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2017
    Auch rund 30 Jahre nach seinem Tod sind die Meinungen zu Joseph Beuys, den wohl berühmtesten deutschen Künstler des 20. Jahrhundert, gespalten. Viele hielten ihn Zeit ihres Lebens für einen Spinner, der Sperrmüll zur Kunst erhob, andere sahen in ihm eine Ausnahmeerscheinung. „Ja. Ich will das Bewusstsein der Menschen erweitern“, sagte er gerne über seine Kunst. Sich selbst gefiel er in der Rolle des Provokateurs.

    Regisseur Andres Veiel, einer der renommiertesten deutschen Dokumentarfilmer, hatte sich in jungen Jahren immens von Beuys beeinflusst gefühlt. In seinem Film nähert er sich der Person Beuys über das Zusammenfügen historischer Aufnahmen des Künstlers, gepaart mit Interviews und Statements ehemaliger Wegbegleiter. Rund 600 Stunden Video- und Audiomaterial hatte er gesichtet, bevor der erste Kader seinen Weg in die Dokumentation fand.

    Die Montage selber macht den Film ebenfalls zu einem optisch anspruchsvollen Kunstwerk. Wie in einer Metaebene hüpft die Narrative zwischen Filmstreifen und -kadern hin und her, weist sich dadurch als Zeitzeuge und Archiv eines historisch festgehaltenen Moments aus. Der Nachteil seines Films ist jedoch, dass er stark auf einem Vorwissen der Zuschauer aufbaut. Jene, denen Beuys vorher kein Begriff war, erleben zwar einen gut gemachten Dokumentarfilm der sich vor ihren Augen entfaltet, können aber die präzise Annäherung seiner Inszenierung an die Person Beuys weniger schätzen als vermutlich intendiert war.
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    (Susanne Gottlieb)
    06.03.2017
    23:31 Uhr
    Meine Top-Filme:

Beuys

Deutschland 2017
Regie: Andres Veiel
AT-Start: 25.05.2017