Filmkritik zu Short Stay

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Ein unbeholfener Spaziergang durch Philadelphia

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Mike (Mike Maccherone) ist Mitte 20 und sein ganzes Leben liegt vor ihm. Doch so ganz scheint er dieses nicht zu leben. Er wohnt noch bei seiner Mutter in den Vororten von New Jersey und arbeitet in einer Pizzeria in Gehweite. Als er dann auf einem seiner Spaziergänge seinen Highschool Freund Mark (Mark Simmons) trifft, ergibt sich die Chance: Mike bietet ihm an, in den nächsten Monaten in dessen Apartment in Philadelphia zu leben und ihn bei seinen Stadtführungen zu ersetzen, während er selbst nach Polen reist. Also verbringt Mike den Sommer in der Stadt, lebt in einer WG und erzählt TouristInnen komische Geschichten über Philadelphia.

    Doch so ganz schafft er es auch hier nicht, aus seinem Trott herauszukommen. Mark ist in Polen, sein Mitbewohner hat ein deutsches Tattoo und er selbst ist endlich in der großen Stadt. In seinem ersten Spielfilm zeigt Ted Fendt, dass es nicht die räumlichen Grenzen sind, die Mike daran hindern, seinen Radius zu erweitern. Es stellt sich heraus, dass es seine inneren Grenzen sind, die ihn davon abhalten auf Parties mit anderen zu reden oder Mädchen kennenzulernen. Dies verdeutlicht der Regisseur durch die Wiederholung einzelner Episoden: Während Mike auf der ersten Party noch mit zwei Menschen redet, redet er im gleichen Setting auf der zweiten Party mit niemandem mehr. Die Umgebung verändert sich, die Unbeholfenheit und Trägheit bleibt.

    Während die ZuseherInnen hinter Mike durch die Straßen Philadelphias gehen oder neben ihm auf dem Küchenfußboden schlafen, gibt es einiges zu lachen: seine Peinlichkeiten bieten viel Fläche für feine Situationskomik.
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    (Gloria Halder)
    22.10.2016
    08:36 Uhr
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