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  • Bewertung

    Lust im Wald

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Shiori will Kosuke. Er lehnt sie ab. Shiori kann das nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Ein Nein kennt sie nicht. Und eigentlich will Kosuke sie ja irgendwie doch. Doch die Fronten sind nun verhärtet. Was folgt ist ein 80-minütiges Katz-und-Maus-Spiel, ein erotischer Krieg beider Parteien bis zum finalen Höhepunkt in all seinen Inkarnationen.

    Akihiko Shiotas Film ist eine Neuinterpretation des japanischen Softporno-Genres, dem Roman Porno, der in den 1970er Jahren populär war. In „Kaze Ni Nureta Onna“ parodiert er das Genre, so dass der Film nicht nur pornographische Elemente besitzt, sondern auch komödiantischen Qualitäten. Ziel ist es nicht, möglichst graphisch und ausufernd sexuelle Handlungen darzustellen. Der Verkehr, den Kosuke und Shiori mit jeweils anderen Partnern haben, ist schnell und auf das Wesentliche reduziert. Er wirkt eher lustvoll als plastisch, verlangsamt das Tempo des Films nicht, sondern fügt sich diesem.

    Shiota verliert keine Zeit, seinen Figuren sich ihren sexuellen Zweikampf liefern zu lassen. Innerhalb der ersten drei Minuten ist Shiori bereits oben ohne zu sehen. Immer wieder prügeln beide auf einander ein, geben dem Ganzen eine physische Note. Die sexuelle Energie wird jedes Mal jäh unterbrochen, wenn Shiori sich ihm wieder entzieht. „Wenn du mich jetzt hast, verlierst du“ sagt sie und verschwindet. Um den Wettkampf auf die Spitze zu treiben, schläft sie vor seinen Augen mit anderen Männern und demütigt seine ehemalige Liebhaberin aus der Stadt. Kosuke zieht gleich mit ihr, doch wirklich bei der Sache ist er nicht. Immer wieder starrt er zu Shiori, seine Sexpartnerin würdigt er kaum eines Blickes.

    Die Charaktere, die den Weg der beiden kreuzen, entsprechen den gängigen Stereotypen des eifersüchtigen Ehemanns, mit dem Shiori eine Affäre hat und der sie für sich beansprucht, die verklemmte, verliebte Assistentin, die Kosuke irgendwie höflich loswerden will, der naiv-romantische beste Freund und die sexuell ausgehungerte ältere Frau aus der Stadt. Diese Typen bringen dennoch keine vorprogrammierte Langeweile, sondern fördern mit ihrem Wiedererkennungseffekt die Komik der Handlung.

    Die Dynamik des Films wird durch den Soundtrack unterstützt. Der Plot ist mit leichter Jazz Musik unterlegt, in der die Percussion den Takt und das Tempo vorgibt. Gemeinsam ergibt sich so eine Symbiose, die dem Zuschauer kaum eine Minute Pause lässt. Ein Plädoyer für die Lust und sich einfach mal gehen zu lassen.
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    (Susanne Gottlieb)
    30.10.2016
    14:05 Uhr
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