Filmkritik zu Ocean's 8

Bilder: Warner Bros Fotos: Warner Bros
  • Bewertung

    Geballte Frauenpower

    Exklusiv für Uncut
    Dannys Schwester Debbie Ocean (Sandra Bullock) wird nach fünf Jahren Haft auf Bewährung entlassen und freut sich auf „das einfache Leben“. Doch kaum hat sie das Gefängnis hinter sich gelassen, beginnt sie ihren bisher größten Coup, den sie in der Haft geplant hat, umzusetzen. Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Komplizin Lou (Cate Blanchett) versammelt Debbie ein bunt gemischtes Team aus ausschließlich Frauen um sich: die Juwelierin Amita (Mindy Kaling), Trickbetrügerin Constance (Awkafina), Vorstadtweib Tammy (Sarah Paulson), Hackerin Nine Ball (Rihanna), und Modedesignerin Rose Weil (Helena Bonham Carter). Zusammen sind sie sieben - also fehlt noch Eine, um „Ocean’s 8“ komplett zu machen. Der Coup dreht sich um wertvolle Juwelen, genauer gesagt um ein Collier aus Diamanten im Wert von 150 Millionen Dollar aus dem Hause Cartier. Um das aus dem Safe, wo es seit Jahren sicher verwahrt wird, wieder ans Tageslicht zu bringen, braucht es einen Anlass, und einen Star. Und der ist mit der Schauspielerin Daphne Kluger (Anne Hathaway) gefunden, die das Collier bei der New Yorker Met Gala tragen soll.

    Für „Ocean’s 8“ hat sich der absolute Traum-Cast versammelt. Zwischen Sandra Bullock und Cate Blanchett gibt es eine tolle Chemie, und die Performance von Anne Hathaway als Hollywood-Diva ist genau das, was man sich von erfolgreichem Against-Type-Casting erwartet. Mindy Kaling und Awkafina hätten deutlich mehr Screentime verdient, dafür hätte man bei Helena Bonham Carters Charakter einen Gang zurückschalten können. Die schrullige Designerin Rose Weil ist überzeichnet, und ihr irischer Akzent hat absolut keine plotfördernde Funktion. Unterstützt wird das Frauen-Ensemble von Männern in Nebenrollen: Richard Armitage als Debbies Ex-Lover Claude Becker, einem Kurator, der sie durch seine Aussagen ins Gefängnis gebracht hat, und James Corden als Versicherungsmakler, der sich von der Familie Ocean fasziniert zeigt.

    Obwohl oder gerade weil der Film perfekt gecastet ist, hätte man sich mehr erwartet. Zwar ist die Idee genial und am Puls der Zeit, so kommt die Spannung doch zu kurz. Hier wurden acht Ausnahmetalente zu einer regelrechten Superforce zusammengeschweißt. Dass alles reibungslos zu funktionieren scheint, sollte also keine Überraschung sein. Doch ein paar Missgeschicke oder unglückliche Zufälle mehr hätten dem Film gut getan. „Ocean’s 8“ ist kurzweilig und fließt nur so dahin - vielleicht ein bisschen zu leicht. Für die Truppe ergeben sich kaum Schwierigkeiten oder Widerstände, die nicht nur für mehr Spannung gesorgt hätten, sondern auch Möglichkeit gewesen wären, die einzelnen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander weiter zu entwickeln.

    Der Film ist allein aufgrund der Tatsache, dass eine Gruppe von Frauen in der Mitte steht, wichtig. Es ist jedoch kein feministischer Film, der beispielsweise auf Emanzipation pocht. Stattdessen gibt es Aussagen, wie diese von Debbie: „A HIM gets noticed, a HER gets ignored - and for once, we want to be ignored.“ Auch wenn „Ocean’s 8“ vielleicht nicht sein volles Potential ausgeschöpft hat, sollte auf jeden Fall der Unterhaltungsfaktor nicht ignoriert werden. Und der ist mindestens genau so hoch wie bei den Vorgänger-Filmen.
    (Barbara Sorger)
    21.06.2018
    11:39 Uhr
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