Bilder: Constantin Film, Paramount Pictures Fotos: Constantin Film, Paramount Pictures
  • Bewertung

    War es das jetzt? Wohl kaum, obwohl es Zeit wäre.

    Exklusiv für Uncut
    Blickt man auf die ganze Reihe der „Transformers“-Filme zurück, so präsentiert sich der neueste Streifen als fünftes Exemplar seiner Familie wie schon sehr oft bei anderen Filmreihen als Rückblende, quasi als Vorgeschichte zu all dem, was danach bereits gekommen ist. Was wie das Eingeständnis des Endes aller dramaturgischen Ideen klingt ist in letzter Zeit in Hollywood durchaus normal geworden und hat mitunter auch gar nicht so schlecht funktioniert - aber es muss eben nicht automatisch klappen. Manchmal will das Kinopublikum vielleicht auch gar nicht alle Hintergründe und Vorgeschichten wissen und bis ins letzte Detail ausleuchten, weil es eh ganz zufrieden war mit dem, was es schon gab.

    Dem „Last Knight“ dieses Filmes wird jedoch nicht nur zum Verhängnis, dass er eine Vorgeschichte erzählen soll, von der eigentlich niemand erwartete, dass es sie überhaupt gab, sondern dass er diese Ankündigung letzten Endes über weite Strecken nicht erfüllt. Sehr wohl gibt es über den ganzen Film verteilt eine ganze Reihe von Versatzstücken in Richtung König Arthus und der legendären Heldensaga, in der sich der alt gewordene Anthony Hopkins prächtig als Earl in Szene setzen lässt und zu der edel-geilen Kulisse aus englischen Familienstammbäumen samt Wappen und alten Burgen passt. Dieser Erzählstrang für sich genommen - wäre er uns in einem Film mit dem Titel: „Transforming King Arthur“ oder so untergekommen - macht zweifellos Lust auf Mehr, spielt jedoch leider nur eine marginale Rolle in dem Ganzen an Kauderwelsch und Pseudoquatsch, den Regisseur Michael Bay auch diesmal wieder stilsicher und verlässlich vermanschen durfte.

    Spätestens als Optimus Prime auf den Resten von Cybertron eintrifft und seiner Schöpferin begegnet, beginnt das Gehirn des Zuschauers auf Gleitmodus zu schalten, denn man erkennt, dass man jetzt nimmer so genau weiß, warum, wieso weshalb, nur dass die Szene verdächtig an einen der besseren Star-Trek-Filme erinnert, in dem die Bedrohung aber nicht rund, sondern eckig gewesen war. Spätestens ab dort tun einem die flachen und überflüssigen Dialoge und der kindisch-verspielte Witz zwischen all dem Geballer und Gekrache zunehmend weh - allen wirklich beeindruckenden visuellen Eindrücken des Filmes zum Trotz.

    Alles, aber auch wirklich alles an dem Film hat nämlich 100% Michael-Bay-Look und der sieht selbst nach all den Filmen, in denen er schon zum Einsatz kam, immer noch wirklich fett und cool aus: dick aufgetragener Lippenstift bei den Damen, Hubschrauber, die in den Sonnenuntergang fliegen, unübersehbar getönte Sonnenbräune der Haut und hart an der Grenze zum Pin-Up-Kalender leuchtende Farbtöne bei Mensch und Maschine in nahezu allen Szenen, kontrastiert mit einer kalten und staubkornfreien Militärkommando-Atmosphäre inklusive exakt sitzender Uniformen. Geht es um Emotion kommen die Close-Ups heulender, rehäugiger Mädchen zum Einsatz und aus dem Lautsprecher tropft das Beste an Soundtrack-Schmalz, was sich komponieren ließ. Kurzum: optisch und akustisch kann man dem Film nichts vorwerfen und die Effekte sind beeindruckend realistisch, speziell dort, wo sich das Künstliche mit dem Realen der Natur berührt (eine Disziplin, an der George Lucas in seinen Star-Wars Filmen vor allem zuletzt kolossal scheiterte).

    Aber was bleibt übrig nach rund 150 Minuten im Kinosaal? Ist der letzte Ritter wirklich der Schluss oder nur der Anfang von vielen anderen, die noch kommen sollen? Das Boxoffice hat der Reihe vorläufig mal einen Dämpfer verpasst, aber es ist sicherlich nicht auszuschließen, dass man hier noch etwas drauf setzen will. Vielleicht aber mit einem anderen Regisseur, denn für Michael Bay wird es langsam Zeit, sich ein neues Thema zu suchen.
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    (Markus Löhnert )
    28.06.2017
    20:58 Uhr
    http://worteverbinden.at
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