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  • Bewertung

    Fast Gut und Furious Me

    Exklusiv für Uncut
    Ich glaub, jetzt hab ich's endlich verstanden.

    Das Problem war nie die übertriebene Action. Jeder Film würde für sich als Actionfilm an sich ja funktionieren, so auch „Fast X“. Als Anthologieserie hätte ich mit den letzten paar Beiträgen vermutlich jede Menge Spaß gehabt. Wenn ich diesen hier einzeln betrachten würde, könnte ich ihn nämlich durchaus positiv sehen. Leider kann man das aber nicht, weil er einen gefühlt alle zwei Minuten an das erinnern muss, was vorher war. Und wie jetzt bereits seit Teil 6 Tradition, muss die Handlung natürlich immer zu vorherigen Ereignissen zurückführen.

    Einerseits sollte man alles vergessen, weil sonst nichts mehr Sinn ergibt. Was? Da war jemand vorher böse? Schwamm drüber, was zählt ist die Family! Ein paar neue Fähigkeiten gefällig? Bitteschön, sonst geht ja nichts weiter hier. Und der Tod bedeutet ohnehin schon längst nichts mehr. Andererseits, hey, erinnert ihr euch noch an früher? War schon geil oder? Und so muss man zwischen Agentengetue, das selbst die übertriebensten James-Bond-Teile alt aussehen lässt, natürlich immer wieder zurück zum guten alten Street Racing. Fahren wir ein Rennen! Aber ein Fruchtsalat, der nur aus Memba Berries besteht ist am Ende kein Fruchtsalat, sondern eben nur Memba Berries.
    Die ersten zehn Minututen sagen eigentlich eh genug, da schaffen sie es wirklich die Rio Verfolgungsjagd aus Fast Five, womöglich das Highlight der gesamten Reihe, langweilig wirken zu lassen. Eine obligatorische Post Credit Scene setzt dem Ganzen dann die Krone auf und stellt mutmaßlich jede Marvel Planung bisher in den Schatten. Sollte die echt ernst gemeint sein, bin ich jetzt sehr gespannt mehr über die Hintergründe zu erfahren.

    Viel Positives bleibt leider nicht mehr zu erwähnen. Der Humor fällt größtenteils flach, emotional funktioniert sowieso nichts (im Gegenteil, einige Momente wirken so extrem manipulativ, dass es selbst der größte Fan durchschauen sollte), und dialogtechnisch haben wir möglicherweise einen neuen Tiefpunkt erreicht.

    Lediglich die Action funktioniert, auch wenn sie wieder mal allen Gesetzen der Physik widerspricht. Sie stellen ganz einfach neue auf, aber wie erwähnt das das ist ja per se in Ordnung. Die Rom-Sequenz, wäre in jedem anderen Film vermutlich der Höhepunkt, hier bleibt sie zwar in Erinnerung, geht nur durch den frühen Einsatz und die konstante Überladung mit Actionnachschub einfach unter.

    Jason Momoa als Bösewicht hat und macht Riesenspaß, auch wenn ich den Trend zu rein psychotischen Wahnsinnigen, den Heath Ledgers Joker scheinbar ausgelöst hat, nicht unbedingt gut heiße. Und John Cena könnte ich mir in seiner Rolle als Beschützer Onkel auch stundenlang anschauen.

    Für mich war das Franchise immer dann am stärksten, wenn die Kombination aus absurder aber gerade noch glaubwürdiger Action und guten Charaktermomenten gepasst hat. Damit ist die Seele in gewisser Weise schon mit Paul Walker gestorben. Alles steht und fällt nunmal damit wie man das sieht.

    Das Ende lässt einen dann noch mit einem dicken Cliffhanger zurück, klar, das Finale soll ja wie kürzlich angekündigt aus nicht nur zwei sondern gleich drei Teilen bestehen. Und ich kann nicht sagen, dass ich mich darauf freue.
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    (Markus Toth)
    21.05.2023
    23:08 Uhr