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  • Bewertung

    Identitäten und andere Geister

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Olivier Assayas greift in Personal Shopper ähnliche Themen und Motive wie in seinem letzten Film „Sils Maria“ auf. Diesmal wagt er allerdings ein Spiel mit dem Genrekino und bewegt sich zwischen Geisterfilm, Drama und Psycho-Thriller.

    Maureen (Kristen Stewart) beschäftigt sich zwischen ihren Shopping Touren durch Paris für ihre abwesende Auftraggeberin Kyra (Nora von Waldstätten) hauptsächlich mit ihrem Smartphone und starrt auf ihr Display. Wie in Sils Maria arbeitet Kristen Stewart für einen Star und durchlebt eine Identitätskrise. Dabei wartet sie auf, und fürchtet sich zugleich vor weiteren Nachrichten von ihrem „Geist“. Dabei liefert die Protagonistin eine großartige Single-Show. Sie überzeugt als die Trauernde, die mit ihrem Zwillingsbruder ein Stück Identität verloren hat und dieses nun sucht. Gleichzeitig wirft der Film Fragen nach der Vergänglichkeit auf. Stewart scheint mit der Kamera verstecken zu spielen, meidet direkte Blicke vollkommen. Und steigert sich und das Publikum in eine leichte Hysterie hinein.

    Maureen wirkt distanziert und leer, was auch daran liegt, dass sie kaum Beziehungen hat, als zu ihrem Smartphone und ihrem Freund – allerdings findet hier der Kontakt auch nur über den Laptop statt. Und wirkt selbst etwas geisterhaft.

    Der Film schwankt zwischen Geisterfilm und Drama mit Hang zum Übersinnlichen. Ab und an ist nicht ganz klar, mit wieviel „Augenzwinkern“ Assayas bei diesem Spiel dabei ist. Es macht beinahe den Eindruck, dass der Regisseur es auf extreme Reaktionen anlegt, wenn er Geister im Film zeigt, die aussehen wie Staubwolken und an Animationen aus Jugendfilmen erinnern (denn richtig Ernst kann er das nicht meinen).

    Für den richtigen Thrill war die Handlung leider dann doch meist zu vorhersehbar, für ein Drama, dass sich mit dem Ende des Lebens, Verlust und Identität beschäftigt nicht tiefgehend genug. Vor lauter Genrespiel gelingt es, meiner Meinung nach, Assayas nicht ganz, das Publikum mit beiden Genres auch tatsächlich abzuholen.
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    (Gloria Halder)
    05.11.2016
    13:00 Uhr
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