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  • Bewertung

    Eine sehr gelungene Überraschung!

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    Der Film handelt von einer Mahana Familie, bei der die Rollenverteilung klar ist: Der Großvater Tamihana (Temuera Morrison) ist das Familienoberhaupt, die Männer der Familie sind für die Arbeit auf der Farm zuständig, die Frauen kochen, putzen und waschen die Wäsche. Der 14-jährige Simeon (Akuhata Keefe), ein engagierter und kritisch denkender Schüler, will nicht mehr unter der patriarchischen Herrschaft seines Großvaters leben. Er will ins Kino gehen dürfen, mit Poppy Poatas (Yvonne Porter), der Tochter vom verfeindeten Poatas-Clan, eine Beziehung führen dürfen und sich nicht für jede seiner Handlungen rechtfertigen müssen. Aufmüpfig widersetzt er sich den Befehlen des Oberhauptes, stellt Fragen, über die die ganze Familie schweigt und deckt Geheimnisse aus der Vergangenheit auf, die Tamihana lieber unter den Teppich gekehrt hätte.

    Beim Anschauen merkte man so richtig, wie viel Herz in diesen Film geflossen ist. Die Charaktere sind großartig ausgebaut, vor allem aber Simeon. Man will jede seiner Handlungen mitverfolgen, man will ihn vor seinem Großvater unbedingt beschützen, man fühlt wirklich mit ihm. Wenn er sich freut, freut man sich mit, wenn er leidet, will man, dass es ihm sofort wieder besser geht. Einen besseren Protagonisten kann man gar nicht schaffen. Mein liebster Charakter war jedoch die Frau von Tamihana, Ramona Mahana (Nancy Brunning). Gegen Ende des Filmes wird nämlich eine Geschichte über sie aufgedeckt, die mich nicht kalt gelassen hat. Zugegeben, ich musste im Kinosaal einige Tränen unterdrücken.

    Weiters war es extrem interessant, mehr über die indigene Volksgruppe Neuseelands, die Maori, zu erfahren. Diese sind nämlich derart traditionell eingestellt, dass es völlig normal für sie ist, eine „klassische“ Rollenverteilung zwischen Mann und Frau zu haben. Deren Gesellschaft funktioniert so und es gibt überhaupt keinen Drang zur Emanzipation, niemand will Fragen stellen, alle leben glücklich und zufrieden. Die Maori sind mit wenig zufrieden, sie wollen nichts Materielles, sondern erfreuen sich an den einfachen Dingen im Leben. Außerdem steht für sie harte Arbeit an erster Stelle: Wer nicht hart arbeitet, hat die Vorzüge des Lebens gar nicht erst verdient.

    Die wunderschöne Landschaft von Neuseeland wurde in „Mahana“ perfekt in Szene gesetzt, an dieser Stelle muss ich wirklich ein großes Kompliment an das Kamerateam aussprechen. Ebenso gut dazu gepasst hat die Musik, vor allem das Anfangslied in der Sprache der Maori. Obwohl man nichts verstanden hat, ist der Sound definitiv unter die Haut gegangen und man war sehr berührt davon.

    Ich bin komplett ohne Vorwissen in diesen Film hineingegangen, wurde aber extrem emotional gefesselt und mitgerissen. Damit hätte ich nicht gerechnet. „Mahana“ hat mich sehr positiv überrascht, sehr emotional mitgenommen und absolut Lust gemacht, nach Neuseeland zu reisen.
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    (Sumaiya Akhter)
    17.02.2016
    09:34 Uhr
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