Filmkritik zu Hedis Hochzeit

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  • Bewertung

    Solide, aber nicht innovativ

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    Anfangs war es nicht ganz eindeutig worauf der Film „Hedi“ hinauswill. Geht es nun darum, dass Hedi seine Verlobte nicht wirklich liebt, darum dass seine Mutter sein ganzes zukünftiges Leben schon vorausgeplant hat, oder darum, dass er nicht einmal bei der Arbeit eigene Entscheidungen treffen kann?

    Doch nach und nach fügen sich diese einzelnen Handlungsstränge zu einem schönen Gesamtbild zusammen. Man lernt den Charakter Hedi besser kennen und sympathisiert auch sehr mit ihm. Bisher hat Hedi im Schatten seines älteren Bruders Ahmed gelebt, er wollte seine Mutter nicht enttäuschen und hat deswegen der bevorstehenden Hochzeit mit Khedija nicht widersprochen. Er hat die Dinge einfach so hingenommen, wie sie auf ihn zukamen, da er sowieso nicht mehr mit lebensverändernden Überraschungen gerechnet hat. Er hat es vollkommen akzeptiert eine arrangierte Ehe zu führen, weiterhin im Haus seiner Mutter wohnen zu bleiben und einer Arbeit nachzugehen, die zwar gut bezahlt wird, ihn aber nicht glücklich macht. Seinen Traum Comicbuchautor zu werden, traut er sich sowieso nicht ausleben.

    Doch als er auf einer Dienstreise in Mahida die Tänzerin Rim kennenlernt, gerät sein geordnetes und langweiliges Leben aus den Fugen: Er verliebt sich in sie, obwohl er verlobt ist. Sie ist aufregend und voller Abenteuerlust, sie fordert ihn heraus und ermutigt ihn dazu, seinen Traum ein Comicbuchautor zu werden auszuleben. Für Hedi ist sie die Möglichkeit seinem eintönigen Leben zu entfliehen und er ergreift diese Chance auch.

    Regisseur Mohamed Ben Attia schafft es fabelhaft den Charakteren eine Persönlichkeit zu verleihen, sodass man sich als Zuschauer wirklich für sie interessiert und tatsächlich wissen will, wie es mit ihnen weitergeht. Man versteht die Unzufriedenheit von Hedi und seinen Drang, endlich einmal eigene Entscheidungen treffen zu wollen und etwas Neues auszuprobieren. Auch mit Rim sympathisiert man sehr, da sie vor Lebensfreude sprüht, sodass es in ihrer Gesellschaft niemals langweilig wird. Aber auch Hedis Mutter versteht man bis zu einem gewissen Grad: Sie will nur das Beste für ihren Sohn und glaubt als Mutter zu wissen, was ihr Kind braucht, um glücklich zu werden.

    Der einzige Kritikpunkt ist, dass die Geschichte nicht wirklich originell ist. Es ist nichts, was man nicht schon zuvor in Filmen gesehen hat. Ein unglücklicher Protagonist, der plötzlich etwas Lebensveränderndes erlebt, ist nun wirklich keine Seltenheit in der Filmwelt mehr. Daher war ich auch nicht unbedingt mitgerissen von diesem Film und deswegen wird er wohl nicht wirklich in Erinnerung bleiben. Die Charaktere sind zwar schön ausgebaut, die Schauspieler spielen ihre Rollen durchaus überzeugend, aber im Endeffekt bleibt „Hedi“ einfach einer von vielen romantischen Dramen.
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    (Sumaiya Akhter)
    13.02.2016
    23:22 Uhr
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