Filmkritik zu A Dragon Arrives!

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Twin-Peaks im Iran

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    Eine Mischung aus Mockumentary, Geistergeschichte und Detektivgenre – mit einer Prise von Indiana Jones und den Blues Brothers – das erwartet uns in Mani Haghighi’s „A Dragon Arrives“.

    Kommissar Babak Hafizi (Amir Jadidi), der unglaublich attraktiv in seinem Blues Brothers Anzug samt Hut und dem orangefarbenen Chevrolet Impala ausschaut, wird beauftragt, einen dubiosen Selbstmord zu untersuchen. Dieser vorerst gewöhnliche Fall entwickelt sich nach und nach zu einem surrealen Märchenabenteuer: ein großes böses Monster in den Tiefen der Erde, Risse im Erdboden.Leichen verschwinden wortwörtlich in Grund und Boden. Gemeinsam mit dem exzentrischen Hippie-Ingenieur Keyvan (Ehsan Goudarzi) und dem Geologen Behnam (Homayoun Ghanizadeh) versucht Babak Erklärungen für diese mysteriösen Geschehnisse zu finden. 50 Jahre später verraten Beweismaterialen in einer geheimnisvollen Kiste, dass der Kommissar und seine Mitstreiter verhaftet wurden. Warum?

    Wenn man sich diesen Film anschaut, weiß man nicht so recht auf was der Regisseur Mani Haghighi eigentlich hinauswill: Ist es ein politischer Film? Ist es ein Märchen? Oder irgendwas dazwischen? Antworten auf diese Fragen bekommt man nämlich auch am Ende des Films nicht – das Mysterium bleibt ungelöst!

    Dieses ratlose Gefühl beim Verlassen des Kinosaals fand ich aber eigenartigerweise sehr zufriedenstellend. Dieser Film lässt so viel Raum zur Spekulation, dass er wirklich alles bedeuten könnte und somit die Imagination des Zuschauers gefragt ist. Herr Haghighi hat bei der Pressekonferenz mit einem großen Schmunzeln zugegeben, dass er es liebe, sein Publikum zu verwirren und nichts lieber macht, als enigmatische Botschaften in seinen Filmen zu verpacken, die äußerst schwer zu entziffern sind. Dies ist ihm mit „A Dragon Arrives“ mehr als nur gut gelungen! Man hat das Gefühl, der Regisseur respektiert sein Publikum und hält es für intelligent genug, um nicht jede Kleinigkeit zu erklären, sondern einiges wirklich der Fantasie zu überlassen. Der flotte Erzählrhythmus und die vielen unerwarteten Wendungen sorgen dafür, dass der Kinozuschauer die ganze Zeit gebannt auf die Leinwand schaut.

    Haghighis Film ist ein perfekter Mix aus Realem und Übernatürlichem, aus Wahrheit und Lüge. Die Anfangssequenz besagt, dass der Film auf wahren Begebenheiten basiert. Doch was an der Geschichte jetzt tatsächlich war ist und was nur frei erfunden, wird nicht verraten. Auch dieses Rätsel muss vom Zuschauer gelöst werden.

    Gedreht wurde der Film auf der surreal aussehenden Wüsteninsel Qeshm im Persischen Golf. Die Bilder schauen dermaßen großartig und beeindruckend aus, dass ich mich manchmal tatsächlich fragen musste „Gibt es diesen Ort wirklich?“. Der gesamte Film wurde großteils in Orange- und Brauntönen gehalten, was die Stimmung und Atmosphäre der Wüste nur noch besser rübergebracht hat. Außerdem wurde er von einem wundervollen Soundtrack untermauert, der die Märchenstimmung perfekt aufgegriffen und wiedergegeben hat.

    Also alles in allem kann ich sagen, dass „A Dragon Arrives“ ein würdiger Abschluss des Wettbewerbs der Berlinale 2016 war. Es war sowohl narrativ als auch optisch ganz großes Kino!
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    (Sumaiya Akhter)
    23.02.2016
    15:06 Uhr
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