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  • Bewertung

    Besser gut kopiert als schlecht erfunden

    Eldritch Advice
    Horrorfilme sind ein lukratives Geschäft - sie sind in der Regel sehr kostengünstig zu produzieren und verfügen über eine äußerst treue und leidensfähige Fangemeinde. Daraus ergibt sich, dass jedes Jahr eine Welle an neuen Beiträgen die Regale der Fachhänder und Seiten der Streaming-Plattformen überschwemmt. Da fällt es einem schwer die Übersicht zu behalten und die Spreu vom Weizen trennen. Oftmals geht es mir dann so, dass ich bei einem Einkauf günstige Neuveröffentlichungen mit interessanten Covern und Beschreibungen mitnehme. Diese Werke verweilen dann mal kürzer oder länger in meiner Sammlung bis ihr großer Tag gekommen ist. Der 2015 erschienene israelische Found Footage Horrorfilm „JeruZalem“ gehört zu dieser Gattung. Ich habe ein Faible für apokalyptische Filme mit Dämonen und hatte dieses Werk deswegen schon länger auf meiner Liste. Diese Woche fand es letztendlich seinen Weg in meinen Blu-Ray-Player.

    „Auf dieser Welt gibt es drei Tore die zur Hölle führen. Eines in der Wüste. Eines im Ozean. Und eines ins Jerusalem“ – Ein Fakt der den Israelurlaub der amerikanischen Touristinnen Rachel und Sarah alsbald in einen leibhaftigen Albtraum verwandeln soll. Eigentlich hätte ihre Reise nach Tel Aviv führen sollen, doch auf den Flug trafen sie den hübschen Anthropologiestudenten Kevin und entschieden spontan ihn nach Jerusalem zu begleiten. Zunächst läuft auch alles blendend. Sie lernen vor Ort den Partylöwen Omar und mit ihm das Nachtleben in der „Heiligen Stadt“ kennen. Doch eines Nachts öffnen sich die Höllentore. Als Dämonen und Monster die Stadt stürmen, beschließt die israelische Armee Jerusalem abzuriegeln. Rachel, Sarah, Kevin und Omar müssen nun versuchen einen Weg in die Freiheit zu finden.

    Ich muss sagen … ich bin positiv überrascht!

    Zuallererst will ich erwähnen, dass dieser Film an Ort und Stelle in Jerusalem gedreht wurde. Dieses ungewöhnliche, geschichtsträchtige und wunderschöne Setting alleine erzeugt eine besondere und für einen Horrorfilm dieser Art untypische sowie grandiose Atmosphäre, die für viele bezaubernde Momente sorgt. „JeruZalem“ ist ein „Passion Project“ des talentierten Brüderpaars Doron & Yoav Paz, die für den Film Regie führten, das Drehbuch schrieben und die Produktion selbst in die Hand nahmen. Ein schwieriges Unterfangen, an dessen Ende ein sehenswerter Film steht. Ja, das CGI ist nicht großartig, weswegen die diversen Ausgeburten der Hölle äußert sparsam, aber dafür effektiv verwendet wurden. Ich bin allerdings ohnehin der Meinung, dass diese spärliche Verwendung dem Horror zugutekommt, da dadurch kein Gefühl der Übersättigung entsteht. Die große Stärke von „JeruZalem“ ist es eine Mythologie aufzubauen die Lust auf mehr macht. Oftmals wird diese Produktion als eine Kopie von „Cloverfield“ bezeichnet. Zurecht, denn der Ablauf weist deutliche Parallelen auf, schafft es aber dennoch ein eigenes Ambiente zu kreieren.

    Bis auf Yael Groblas (Psi in der CW Serie „Supergirl“), war mir keiner der mitwirkenden Schauspieler zuvor bekannt. Keinesfalls unüblich für ein Genre, das seit jeher der Startpunkt vieler großer Karrieren ist. Karrierewege die ich durchaus einigen der Mitwirkenden in dieser Produktion zutraue. Die bereits erwähnte Yael Grobglas stach mir dabei besonders ins Auge. Als Rachel riss sie diesen Film mit ihrer charismatischen und lebensfrohen Persönlichkeit klar an sich. Ihre Freundin Sarah, die Protagonistin, wird von Danielle Jadelyn dargestellt und der einzige Nachteil daran ist, dass wir sie kaum zu Gesicht bekommen, da wir die Geschichte primär aus ihrer Perspektive betrachten. Durch ihre sympathische Art und Weise ist sie ein Gewinn für diesen Film! Ebenfalls erwähnenswert ist der von Tom Graziani gespielte Omar, der insbesondere ab der Mitte des Films für viel Unterhaltung sorgt.

    Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

    Trotz der für mich interessanten Thematik war ich zu Beginn des Films etwas unschlüssig, schließlich gehört das Found-Footage-Subgenre nicht gerade zu meinen Favoriten im Horrorbereich. Zum Glück fand „JeruZalem“ den richtigen Zugang für mich. Mir gefällt, dass durch die Verwendung eines „Google Glass“ eine vernünftige Erklärung existiert wieso wir das Geschehen ständig verfolgen können. Zudem bekommen wir zum Schluss dadurch den eindrucksvollen „Money Shot“ des Films präsentiert. Weitere Pluspunkte sind wie natürlich Plot und Mythologie im Laufe des Films verknüpft werden sowie die spielerisch wirkende Einführung der Charaktere. Die handelten Personen haben eine ausgesprochen gute Chemie zueinander. Dadurch liegt uns ihr Schicksal auch am Herzen; was definitiv nicht jeder Horrorfilm zustande bringt.

    Der Film bietet Dämonen, eine Apokalypse und die unbeschreibliche Schönheit des historischen Stadtkerns von Jerusalem. Es erfreut mich immer wieder wenn es einer der vielen Low-Budget-Horrorstreifen schafft mich positiv zu beeindrucken; dies ist hier der Fall! „JeruZalem“ ist nicht nur ein Beweis für das Talent der Paz Brüder, sondern macht einem ebenfalls Lust auf die bereits geplante Fortsetzung und ist definitiv eines freitäglichen Filmabends würdig!

    Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
    https://goo.gl/oYL4qZ
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    (Thorsten Schimpl)
    12.01.2018
    07:40 Uhr