Bilder: Sony Pictures Fotos: Sony Pictures
  • Bewertung

    Es geht um die Wurst

    Exklusiv für Uncut
    Wenn man im westlichen Raum über animierte Filme spricht, assoziieren dies viele Leute sofort mit Kinderfilmen. Dabei haben populäre Animationsstudios, wie Disneys Tochterfirma Pixar, in den letzten Jahren mit Filmen, wie „Wall-E“ (2008), „Toy Story 3“ (2010) oder dem letztjährigen „Alles steht Kopf“ bewiesen, dass sie es durch komplexe Themen und Popkulturreferenzen schaffen, mit ihren Werken Erwachsenen in vielen Fällen gar ein größeres Sehvergnügen zu bereiten, als Kindern. Was beim US-Animationsfilm anders als beim japanischen Anime jedoch zum Großteil fehlte, waren Filme, die aufgrund exzessiver Verwendung ordinärer Sprache, visueller Gewaltdarstellungen oder erotischer Szenen ausschließlich ein erwachsenes Publikum ansprechen wollen. Dieser Umstand hat sich aber kürzlich geändert, denn mit „Sausage Party“ unter der Regie von Conrad Vernon und Greg Tiernan bekommen wir nun den ersten computeranimierten Film, der mit einem R-Rating (gleicht in etwa einem FSK 16, in selten Fällen gar einem FSK 18) versehen wurde.

    Initiiert wurde das ganze Projekt vom kanadischen Schauspieler Seth Rogen, bekannt für überdrehte Komödien, wie unter anderem „Pineapple Express“ (2008), „Das ist das Ende“ (2013) oder dem kontroversen Film „The Interview“ (2014). Mit der gewagten Idee eines animierten Films für Erwachsene, musste er acht Jahre lang dafür kämpfen, ein Studio für den Vertrieb seines Projekts zu finden, bis dann im Jahre 2014 Sony Pictures Entertainment einwilligte, den Film zu produzieren.

    Erzählt wird die Geschichte mehrerer Lebensmittel, die sich sehnlichst wünschen gekauft zu werden, da sie Menschen für Götter halten und glauben durch jene in ein Jenseits gebracht zu werden. Als jedoch das Würstchen Frank (in der Originalfassung von Rogen gesprochen) erfährt, dass hinter den Menschen keine Götter stecken und sie nur darauf aus sind die Lebensmittel zu verspeisen, setzt er alles daran, den anderen Produkten im Supermarkt die Wahrheit zu erzählen.

    Solch abstruse Ideen können auch leicht in die Hose gehen, weswegen ich dem Konzept des Films zunächst ein wenig skeptisch gegenüber stand. Nach dem Betrachten des Films konnte ich aber nun meine Skepsis ablegen, denn „Sausage Party“ ist eine in weiten Teilen wirklich gelungene Komödie geworden. Oberflächlich betrachtet ist der Film wenig anders als die bereits vorhin erwähnten Filme mit Rogen: Es wird viel geflucht, gekifft und natürlich sind auch seine guten Kollegen Jonah Hill und James Franco (zumindest in der Originalfassung) wieder mit von der Partie. Ob einem der Film gefällt oder nicht, hat dementsprechend auch damit zu tun, wie viel man Seth Rogens Humor abgewinnen kann. Was „Sausage Party“ aber von einigen Werken von Rogen unterscheidet, sind ein paar überraschend clevere Gags. Wenn nun durch eine Reihe von Bagels und Fladenbroten, die sich über einen Platz im Supermarktregal streiten, der Nahostkonflikt überspitzt dargestellt wird und am Ende gar eine simple, aber treffende Lösung dafür angeboten wird, dann zeigt dies eine satirische Genialität auf, wie ich sie mir normalerweise nicht in einer solchen Komödie erwarte. Auch was das Thema Religion betrifft, nimmt der Film kein Blatt vor dem Mund. Persifliert wird dabei der Umstand, wie leicht sich viele Personen angegriffen fühlen, wenn man ihren Glauben in Frage stellt. Die Animationen des Films sehen für ein verhältnismäßig kleines Budget von 20 Millionen Dollar sehr detailliert und farbenfroh aus. Dabei wäre aber am Rande anzumerken, dass mittlerweile bekannt wurde, dass viele Animatoren unbezahlte Überstunden erledigen mussten, um den Film trotz des geringen Budgets einen professionellen Look zu verleihen. Da der Film mittlerweile bereits ein Vielfaches seiner Produktionskosten einspielen konnte, hoffe ich, dass die Animationskünstler noch ihre verdiente Entschädigung erhalten werden.

    Was die Gesamtqualität des Films betrifft, hatte ich ein großes Problem: die Durststrecken. Es gab leider ein paar Momente, in denen es mir vorkam, als wolle man mit allen Mitteln zeigen, dass der Film nur für ein älteres Publikum geeignet ist. Wenn eine Sequenz nur daraus besteht, dass sich Charaktere Kraftausdrücke an den Kopf werfen, dann wirkt das nicht gewagt, sondern lediglich forciert und unkreativ. Auch viele der sexuellen Jokes wurden nach einer Zeit repetitiv und ermüdend, was in einer Endsequenz mündet, die mir zu stark in die Länge gezogen rüberkam.

    Trotz der eben beschriebenen Unzulänglichkeiten, ist „Sausage Party“ dennoch eine sehenswerte und vor allem unterhaltsame Animationskomödie für Erwachsene geworden, die mit kreativen Gags und farbenfrohen Animationen zu überzeugen weiß.
    1705313743158_ee743960d9.jpg
    (Christian Pogatetz)
    31.10.2016
    23:14 Uhr