Bilder: 20th Century Fox Fotos: 20th Century Fox
  • Bewertung

    Unterhaltsamer Trilogie-Abschluss für Jugendliche

    Exklusiv für Uncut
    Eigentlich würde man sich als Zuschauer von diesem Film im Vorhinein ja nicht zu viel erwarten. „Maze Runner 3 – Die Auserwählten in der Todeszone“ reiht sich auf den ersten Blick nahtlos in eine ganze Armada von „Young Adult“-Verfilmungen ein. Seit den erfolgreichen Harry-Potter-Adaptionen herrscht unter den amerikanischen Filmstudios ein regelrechter Run auf sämtliche Literatur, die sich an ein junges Publikum richtet. Mit dem Erfolg von „The Hunger Games“ vor allem auf jene Bücher, in denen junge Menschen in einer dystopischen Zukunft leben oder gegen übernatürliche Wesen kämpfen. Die Erfolge sind großteils mäßig, sowohl in den Rezensionen als auch schlussendlich an den Kinokassen. Daher würde man vorab nicht annehmen, „Maze Runner“ könnte hier das Ruder wieder herumreißen. Streng genommen tut die Filmreihe das auch nicht. Aber sie ist tiefgründiger und unterhaltsamer als viele ihrer gescheiterten Pendants und kommt mit „Maze Runner 3“ noch zu einem fulminanten Abschluss.

    Der Film setzt mit einer groß angelegten Rettungsaktion ein. Thomas (Dylan O’Brien) und seine Freund wollen eine von WCKD gefangen genommene Gruppe von immunen Jugendlichen befreien. Diese dienen als Laborratten für das Erzeugen eines Gegenmittels gegen einen Virus, der große Teile der Menschheit umgebracht hat. Unter den Gefangenen ist auch Minho (Ki Hong Lee), ein Gefährte der Truppe seit dem ersten Film. Doch obwohl die Rettungsaktion viele Jugendliche befreien kann, gelingt Minho nicht die Flucht. Widerstandsanführer Vince (Barry Pepper) will demnächst mit den Geretteten in einen „Safe haven“, einen sicheren Hafen, aufbrechen und seine Truppe nicht für eine weitere Mission gefährden. Thomas, seine Freunde Newt (Thomas Brodie-Sangster), Frypan (Dexter Darden), Brenda (Rosa Salazar) und Jorge (Giancarlo Esposito) brechen somit allein zur legendären letzten Stadt, einem WKCD-Hochsitz, auf, um ihren Freund zu befreien. Dort treffen sie nicht nur auf alte Feinde wie Wissenschaftlerin Ava Paige (Patricia Clarkson), die noch immer an einem Heilmittel gegen den Virus arbeitet, und Janson (Aiden Gillen), sondern auch auf alte Verbündete. Ebenfalls vor Ort: Teresa (Kaya Scodelario), Thomas Ex-Freundin, die im zweiten Teil zu WCKD zurückgekehrt ist und in dieser letzten Mission sich noch für eine Seite entscheiden muss.

    Der Grund, warum der Film spannender ist als viele seiner Mitstreiter ist, dass Buchautor James Dashner in seinem Ausgangsmaterial einige interessante Fragen aufwirft, denen Regisseur Wes Ball bereitwillig einiges an Platz in seinem Film gibt. „Maze Runner 3“ ist somit nicht nur eine einzige Action-Orgie, in denen Jugendliche den bösen Erwachsenen wiederholt eins auswischen, sondern er lädt auch zu ethnischer Reflexion ein. Ungleich anderer Filme, in denen die Umstände der dystopischen Zukunft nicht weiter erläutert werden oder weit hergeholt klingen, präsentiert „Maze Runner“ ein Szenario, in das man sich hineinversetzen kann. Die Menschheit ist am Sterben, nur wenige sind gegen das Virus immun. Heilung bringt nur das Untersuchen und die Analyse der immunen Bevölkerung. Dass diese dabei gequält und malträtiert werden, ist eine unerfreuliche Konsequenz dieser Tätigkeit.

    Die Sympathie des Zuschauers liegt zwar in erster Linie bei den jungen Protagonisten, die sich aus den Fängen WKCDs befreien wollen. Und doch, in einem Gespräch zwischen Paige und Janson kommt der Kern der Sache dann doch zur Sprache. Wie sich die Menschheit selbst vorantreiben kann, wenn es um ihr Überleben geht. Ist es somit in einer gewissen Weise vertretbar, dass einige leiden, um die Mehrheit zu retten? Teresa scheint das zu glauben, immerhin ist sie zu WCKD zurückgekehrt. Aber dann gibt es jene wie Janson, die sich weniger um die Sache, sondern mehr um den Profit aus diesem Leiden kümmern. „Maze Runner“ ist nicht das erste Werk, das sich mit diesen Fragen auseinandersetzt. Der Hauptunterschied ist jedoch, dass dies teenagerfreundliche Ware ist, ohne den negativen Grundtenor wie etwa in „Watchmen“.

    Abseits der ethischen Gedankenanstöße lebt der Film auch von den hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Die Handlung und die Logik mögen zwar zeitweise abstrus wirken, jegliches Kopfschütten wird aber durch das Können von etwa Dylan O’Brien und den stets hervorragenden Thomas Brodie-Sangster abgefangen. Diese können ihre Stärken in den immer wieder einkehrenden Ruhephasen des Films entfalten, in denen nicht wild geschnittene Actionszenen im Vordergrund stehen, sondern Charakterentwicklung, Ängste, Vergebung und Freundschaft. Dadurch erhält der Film eine angenehme Balance, in denen der Zuschauer Zeit findet sich auf die Charaktere einzulassen, und nicht ständig auf der Überholspur unterwegs ist. Ebenso profitiert der Film von der Entscheidung, das letzte Buch nicht wie in vorangegangen Filmreihen in zwei Teile aufzuteilen. Dieses Experiment, dass zwar erfolgreich mit dem siebten Harry Potter startete, sich unnötigerweise auf andere Filmreihen umschlug und mit dem nie gedrehten Teil 2 der „Divergent“-Reihe eine spektakuläre Bruchlandung hinlegte, hätte der Narration sonst viel Dynamik gekostet. Inhaltlich wäre die Handlung einfach nicht dicht genug gewesen.

    „Maze Runner 3 – Die Auserwählten in der Todeszone“ hebt sich filmisch von der Massenware an Young-Adult-Verfilmungen ab und bietet kurzweiliges Vergnügen. Der letzte seiner Art wird er vermutlich nicht sein. Twentieth Century Fox hat immerhin noch die Möglichkeit, die beiden Prequels von Dashner zu verfilmen. Und auch sonst stehen einige YA-Dystopie-Filme für 2018 bereits in den Startlöchern. „Ready Player One“, „The Darkest Mind“ oder „Mortal Engines“ warten nur darauf dort anzuknüpfen, wo der letzte Maze Runner aufhört. Man kann nur hoffen, dass sie ähnlich unterhaltsam sein werden.
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    (Susanne Gottlieb)
    17.01.2018
    10:58 Uhr
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