Bilder: 20th Century Fox Fotos: 20th Century Fox
  • Bewertung

    Alter Glanz in neuem Gewand

    Exklusiv für Uncut
    Nachdem 2015 „Terminator Genisys“ sowohl bei der Kritik als auch bei den Fans durchfiel und lediglich vom chinesischen Markt davor bewahrt wurde ein finanzieller Flop zu sein, entschied man sich beim (Noch-)Rechteinhaber „Skydance Media“ dazu einen Schlussstrich unter diese Zeitachse zu ziehen und in Zusammenarbeit mit Terminator-Erfinder James Cameron an einer neuen Fortsetzung zu arbeiten, die in einer neuen Zeitachse stattfindet, welche direkt an „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ anschließt und alles was danach veröffentlicht wurde ignoriert. Da Cameron jedoch mit gefühlt unzähligen Fortsetzungen zu „Avatar“ beschäftigt ist, übernahm er für „Terminator: Dark Fate“ lediglich eine Rolle als Produzent und räumte den Regiestuhl für Tim Miller, der 2016 mit „Deadpool“ den Überraschungshit des Jahres landen konnte.

    Als großer Fan des Originals löste diese Herangehensweise eine gewisse Vorfreude in mir aus. Diese stieg als bekannt wurde, dass neben Arnold Schwarzenegger auch Linda Hamilton für „Dark Fate“ zurückkehrt. Alles schien unter einem guten Stern zu stehen, dann kam der erste Trailer und meine Vorfreunde wich einer dunklen Vorahnung. Die im Trailer präsentierte chaotische Zusammenstellung von mittelprächtig animierten und schlecht choreographierten Actionsequenzen, untermalt von Musik, die zum Einschlafen einlädt, ließ die Befürchtung in mir aufkommen, dass es sich hierbei um einen weiteren lauwarmen Aufguss eines einst großen Franchises handeln könnte, wie ich es bereits bei „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ oder „Predator - Upgrade“ leidvoll miterleben musste. Doch weit gefehlt: Ich verließ den Kinosaal glücklich und unterhalten.

    Zwar nimmt auch „Dark Fate“ gewisse Stilmittel der Vorgänger auf, gibt diese aber nicht der Lächerlichkeit preis, wie es bei den soeben erwähnten Negativbeispielen der Fall war. Vielmehr werden diese verwendet um einen organischen Übergang zwischen alt und neu zu schaffen. Das Bindeglied hierfür ist der Charakter der Sarah Connor, abermals überragend dargestellt von Linda Hamilton, die in „Terminator 2“ zwar die Welt vor Skynet retten konnte, dafür aber Platz für eine neue künstliche Intelligenz, genannt Legion, schaffte. Dadurch gilt auch in dieser Zeitachse, dass der „Tag der Abrechnung“ unvermeidlich ist und durch Sarah Connor nur verzögert wurde. Dies klingt zwar durchaus redundant, wurde aber nichtsdestotrotz spannend umgesetzt.

    „Dark Fate“ punktet vor allem durch sein intelligentes, aber nicht übererklärendes Drehbuch und einer großteils famosen Besetzung, die dieses auf Film verewigte. Neben einer Linda Hamilton in Höchstform, dürften die Dreharbeiten für Arnold Schwarzenegger wie ein Jungbrunnen gewirkt haben. Schwarzenegger konnte das Filmteam am Set in Ungarn derart von sich überzeugen, dass man seinen Part als T-800 merklich ausbaute. Doch auch die neue Garde muss sich nicht verstecken. Allen voran Mackenzie Davis, die als modifizierte Soldatin Grace, das Terminator-Universum nicht bloß positiv bereichert, sondern mit einer facettenreichen Darbietung, neben Linda Hamilton, das absolute Highlight dieses Films ist. Natalia Reyes darf als Dani Ramos, das erklärte Ziel des Terminators, zwar nicht sonderlich viel machen, punktet dessen ungeachtet aber durch ihr Schauspiel und als moralischer Anker. Lediglich Gabriel Luna wirkt als die neue Terminator Version Rev-9 etwas fehl am Platz. Es ergibt zwar durchaus Sinn, dass eine feindselige künstliche Intelligenz einen Cyborg in die Vergangenheit schickt, der in einer Menschenmasse spurlos untertauchen kann, als Zuseher würde man sich trotzdem jemanden wünschen, der über mehr Charisma verfügt und bedrohlicher wirkt. Damit möchte ich keinesfalls die schauspielerische Leistung von Luna schmälern, aber als „Terminator“ wird man zwangsläufig an den großartigen Darbietungen von Schwarzenegger und Robert Patrick gemessen. Diesen Vergleich hält Luna leider nicht stand.

    Ähnlich sieht es auch bei den Spezialeffekten aus. Das Terminator-Franchise hat sich in seiner Vergangenheit den Ruf erarbeitet, neue Standards zu setzen. In diesem Bereich wirkt „Dark Fate“ allerdings eher wie ein Nachzügler. Zwar sind die Effekte alles andere als laienhaft, einen bahnbrechenden oder visuell symbolhaften Moment sucht man in diesem Film aber vergebens. Diese Momente sind vielmehr von emotionaler Natur. „Dark Fate“ ist ein Film mit Herz, der sich bessere Actionsequenzen verdient hätte, aber aufgrund des herausragenden Schauspiels nicht darunter leidet. Um als Terminator-Fan diesen Film genießen zu können, muss man akzeptieren, dass er der Beginn einer neuen Zeitachse ist und die Ereignisse aus „Terminator“ und „Terminator 2“ lediglich das Fundament dieser bilden. Wer dies kann, wird mit einem spannenden, geistreichen sowie brutalen Science Fiction Film belohnt, der, obwohl er die Grundlage einer neuen Trilogie bilden soll, über ein zufriedenstellendes Ende verfügt.
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    (Thorsten Schimpl)
    25.10.2019
    21:22 Uhr