Filmkritik zu Taklub

Bilder: Filmverleih Fotos: Filmverleih
  • Bewertung

    Überlebenskampf und Trauerarbeit

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2015
    Nachdem er bereits 2009 für „Kinatay“ in Cannes als bester Regisseur ausgezeichnet wurde, kehrt der wohl bedeutendsten zeitgenössische philippinische Filmemacher Brillante Mendoza an die Croisette zurück. Sein neuestes Werk „Taklub“ erzählt vom Überleben. Denn nachdem Taifun Haiyan im Jahr 2013 das philippinische Dorf Tacloban (Kurzform: Taklub) beinahe dem Erdboden gleich gemacht hat, beginnt erst der wahre Überlebenskampf der Dorfbewohner. Das von der philippinischen Regierung in Auftrag gegebene Filmprojekt dient zur Aufarbeitung der Katastrophe.

    Die von der Kamera eingefangenen Bilder sind schmutzig. In einem Zeltlager ist ein Feuer ausgebrochen, Kinder schreien um Hilfe. Jegliche Rettung kommt jedoch zu spät. Der Überlebenskampf wirkt zunächst übertrieben tragisch. Die Emotionalisierung nimmt jedoch mit Fortschreiten des Films ab. Während das durch den Taifun präsentierte Element Luft bereits vor einsetzten der Handlung den Tod brachte, tut es das Feuer zu Filmbeginn. Strömender Regen und erdrückende Erdmassen sind die Bedrohungen im Verlauf der Handlung. Gegen die Natur und die Gewalt der vier Elemente ist der Mensch hilflos, doch der Überlebenstrieb lässt sich nicht auslöschen. Der Wiederaufbau wird zur Sisyphusarbeit.

    Die Kamera folgt den drei Protagonisten Bebeth (Nora Aunor, eines der bekanntesten Kinogesichter der Philippinen), Larry und Erwin. Familie, Freundschaft, Menschlichkeit und Religion sind ihre Hoffnungsschimmer. Alle haben Tote zu beklagen, die Trauerarbeit füllt einen wesentlichen Teil des Films. Visuelle Symbole und Zeichen sind ebenso allgegenwärtig wie Schwermut und die ständige Bedrohung durch die Natur. Gewalt und Diebstahl lassen sie an der Menschlichkeit zweifeln. Brillante Mendoza gelingt eine beeindruckende Momentaufnahme einer von Naturgewalt zerstörten Welt. Abseits der Narrativität folgt Mendoza mit großem Feingefühl seinen Charakteren bei alltäglichen Handlungen. Diese haben sich natürlich im Angesicht der Zerstörung stark verändert. Die Abwesenheit einer strukturierten Story zieht das vielleicht zu konstruierte Porträt des Menschen im Überlebenskampf jedoch etwas in die Länge.
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    (Patrick Zwerger)
    27.05.2015
    14:55 Uhr
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