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  • Bewertung

    Lustiges Trauerspiel

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Die Regisseurin Margherita (Margherita Buy) hat normalerweise alles im Griff, nun hat sie es aber mit Schwierigkeiten auf mehreren Ebenen zu tun: Ihre über alles geliebte Mutter (Giulia Lazzarini) liegt totkrank im Krankenhaus. Daneben gibt es am Set ihres neuen Filmes Konflikte mit dem Star, dem exaltierten amerikanischen Schauspieler Barry Huggins (John Turturro). Und die Beziehung zu ihrer pubertierenden Tocher war auch schon einmal besser.

    „Mia Madre“ kann als Psychogramm einer unsympathischen Person gesehen werden. Am Anfang des Filmes steht Margheritas Trennung von ihrem Partner, den sie mit eiskalten Worten abserviert. Auch am Set ist die Regisseurin unnahbar und spricht sogar in einer Szene aus, was sie schon die ganze Zeit glaubt: abgesehen von ihr, sind alle unfähig. Der Film bringt es trotzdem dazu, dass man sie in einer gewissen Weise versteht, was man ihm hoch anrechnen sollte.

    Wie man vom bisherig Geschriebenen wohl nicht annehmen könnte, ist „Mia Madre“ aber immer wieder gut für einen Lacher. Vor allem dann, wenn John Turturro wieder einen Auftritt hat und in seiner Rolle jedes Klischee eines Hollywood-Schauspielers auf einem europäischen Filmset bedient. Vor allem jene Szenen, in der sich der Amerikaner ein paar Zeilen italienischen Dialog nicht merken kann, gehören zu den witzigsten des Films.

    Der Film zeigt das Leben der Protagonistin immer wieder mit dazwischengeschnittenen Traumsequenzen, bei denen man, bis sie aus dem Schlaf gerissen wird, meint, sie wären auch die Realität. Grundsätzlich kann dies eine Variante sein, mit der ein Film einen tiefer in eine Figur eintauchen lässt. Diese Szenen treten aber scheinbar willkürlich auf. Ohne Logik geht der mögliche narrative Wert verloren. Vor allem auch dann, wenn eben jene Traumsequenzen nur wenig Zusätzliches zu Margherita offenbaren, was man ohne sie nicht auch schon gewusst hätte.

    Für das was der Film sein will, nämlich ein sensibles Drama, operiert er insgesamt mit zu extremen Charakteren. Wenn Margherita plötzlich Barry zu sich nachhause zum Essen einlädt und dieser auch noch umgänglich scheint, wirkt dies wie eine vom restlichen Film getrennte Realität. Freilich ist es nicht das einfachste, Drama mit Komödie – für die man zumeist solche extremen Figuren braucht – zu kombinieren. Hierbei ist es nur zum Teil geglückt.
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    (Josko Boschitz)
    27.10.2015
    10:38 Uhr