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    Paula pubertiert

    Der deutsche Titel soll ja wohl der Auftakt zu einer Diskussion sein. Ich für meinen Teil muss die verneinen. Ich verstehe die Béliers nicht. Der Originaltitel greift auch zu kurz, denn es geht nicht um die ‘Familie Bélier‘, sondern nur um ihre pubertierende Tochter Paula (Louane Emera), inklusive erste Mensis und erster Liebeskummer. Das Ganze läuft ohne den sonst bei französischen Filmen üblichen Witz und Charme. Die taubstummen Eltern hampeln wie Hamster auf Speed vor der Kamera rum. So geht die Zeichensprache nicht. Wirklich taubstumme Menschen müssen sich da verkackeiert vorkommen. Und das Gespräch verzögert sich durch langatmige Wiederholungen. Das hat Caroline Link genial gelöst. Da war sogar noch Platz für den Joke ‘Der nuschelt so‘, sagt ein Gehörloser in der Gebärdensprache zum anderen. Vor allem Bauersfrau Gigi (Karin Viard, sonst eine großartige Schauspielerin) gestikuliert in High Heels im Kuhstall, dass es einem schwindelig wird. So hat sie sich noch nie zum Affen gemacht. Das Ergebnis des kommunalen Wahlkampfes des Vaters geht verloren, bzw. es genügt, wenn der Kandidat die Dorfbewohner beschimpft. Warum kandidiert er dann?
    Man ist genervt vom endlosen Teenie-Gequatsche (95 Min), ohne dass viel ausgesagt wird und vergisst dabei: eigentlich sollte/wollte Paula ja singen.
    Und als das Kind bereits in den buchstäblichen Brunnen gefallen war, zieht Regisseur Lartigau die Ohrwürmer von Michel Sardou aus dem Hut. Und die tragen sich selber (z.B. ‘La maladie d’amour‘). Da kann man über Paulas Naturstimme hinweghören.
    Einzig der Schlusssong ‘Je vole (Ich fliege)‘ kann punkten, denn er passt in die Handlung. Paula kann sogar etwas auf die Tränendrüse drücken. Fast schon ärgerlich diese Themaverfehlung! K.V.
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    10.03.2015
    10:06 Uhr