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70% Bewertung
  • Bewertung

    Auf der Suche nach Freiheit und Würde

    Der Spielfilm aus dem Jahr 2015 von Werner Herzog (Drehbuch und Regie) erzählt die Geschichte einer Frau namens Gertrude Bell (Kidman) , die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nach abgeschlossenem Geschichtestudium in Oxford nach Teheran reiste, um dort Farsi zu lernen und die Werke persischer Schriftsteller ins Englische zu übersetzen.
    Sie lernt dort einen britischen Diplomaten (Franco) kennen und lieben. Nachdem sich jedoch ihr Vater gegen eine Heirat stellt und sie nach England zurückbeordert, muss sie sich dort mit dem Tod ihres Geliebten abfinden.
    Doch der arabische Raum lässt sie nicht los und sie reist drei Jahre später, 1906, nach Amman um die Beduinen zu studieren. Trotz aller Warnungen, dass das für sie als Frau viel zu gefährlich sei, reist sie nicht nur nach Pera, wo sie den Archäologen Laurence (Patterson) kennenlernt.
    Es gelingt ihr auch zu den Drusen nach Südsyrien zu gelangen, dem einzigen Volk, das die Türken besiegt hat. Durch die Gastfreundschaft des drusischen Scheichs und dessen Anerkennung, gewinnt sie auch den Respekt der anderen arabischen Stämme.
    Als 1914 die Briten und Franzosen in Kairo ihre Einflussgebiete im Nahen Osten aufteilen, ist Gertrude Bell nicht dur Beraterin sonden auch maßgeblich an den Grenzziehungen des Königreichs von Arabien und des Irak beteiligt.
    Als sie gefragt wurde, was sie so an den Beduinen gerezt hat, antwortete sie: " Ihre Freiheit, ihre Würde, die Poesie ihres Lebns."
    Und das war es auch, was ihre innige Verbundenheit mit diesen Menschen ausgemacht hat: Damals kämpften auch die Frauen in Europa darum, den Männen vor dem Gesetz gleichgestellt zu werden - Freiheit und Würde waren nicht selbstverständlich!
    02.03.2019
    14:08 Uhr
  • Bewertung

    wenn aus Luftschlössern Sandburgen werden

    Es ist ein üblicher Hollywood-Schinken, der aber unüblich seicht für eine Regie-Legende wie Werner Herzog ist. Erzählt wird die Lebens- und Liebesgeschichte von Gertrude Bell, die als es ihr zuhause in England zu langweilig wurde, lieber den damals bereits unsicheren Nahen Osten noch unsicherer machte.
    Nicole Kidman kauft man die selbstbewusste Gertrude zwar ab, aber ihr Charakter scheint oft überzeichnet und ist näher an einer Göttin als an einer echten Frau. Keine gesellschaftlichen Regeln scheinen für sie zu gelten, sie steht immer darüber und bekommt ohne Ausnahmen alles, was sie sich in den Kopf setzt. Dieses übermächtige Portrait der Gertrude Bell macht die Story streckenweise unglaubwürdig und Klischee-lastig. Unter dem Strich kommt dann aber doch ein unterhaltender, bildgewaltiger und netter Film heraus, der aber eben nur so für Gewöhnlichkeit strotzt.
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    10.02.2015
    21:47 Uhr
  • Bewertung

    Gertrud von Arabien

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Peter O’ Toole ist mit der Darstellung des „Lawrence von Arabien“ in die Filmgeschichte eingegangen. Wahrscheinlich gar nicht so sehr, weil der Film insgesamt so unbestritten mitreißend erzählt gewesen wäre, sondern weil Lawrence als einzelne Figur in zahlreichen Filmszenen mit dem Witz, dem Einfühlungsvermögen und einem unbezahlbaren Wissen um die Beeinflussung Mächtiger ausgestattet war. Dazu kamen malerisch schöne Bilder, aufgenommen in 70 mm, geschaffen für die großen Leinwände der Lichtspieltheater dieser Welt, lange bevor man zu ihnen Multiplex-Kinos sagen würde.

    Aus dieser Bilder- und Erzählwelt zitiert Werner Herzog in seinem neuen Wüstenmelodram eindrucksvoll und ausgiebig. Mit Klaus Badelt hat er sich den richtigen Komponisten ausgesucht, um die opulenten Bilder in die passende symphonische Klangwolke zu hüllen, die den Zauber der Welt von 1001 Nacht heraufbeschwören und das Publikum auf besondere Art verzaubern soll. Nur die Hauptfigur, die ist auf einmal eine Frau, eine besondere noch dazu: Gertrud Bell, die wissbegierige Tochter aus reichem englischen Adelshause, die die Vermählungsversuche ihrer Eltern, den Widerstand gegen eine kosmopolitische Bildung von Frauen und den Zwang der Etikette einfach satt hatte und in den Orient ging, um für sich selbst an Orte zu gelangen, an denen noch niemand bzw. schon lange niemand und noch gar keine weiße Frau gewesen war. Dargestellt wird sie von Nicole Kidman, die in der Rolle von Lawrence von Arabien eine sehr hübsche, belesene und bei Bedarf auch romantische Figur macht. Nur die Männer an ihrer Seiten wirken weitgehend fehl am Platze, zumindest was die Darsteller betrifft. Zu gut kennt man Damian Lewis aus der Fernsehserie „Homeland“, als dass man ihm den britischen Konsul gleich einfach so abnehmen würde, zu sehr haben wir das blasse Gesicht von Robert Pattinson aus „Twilight“ in Erinnerung, als dass wir ihm den Wüstenforscher mit Beduinenkopfschmuck vor der Kulisse der Saharadünen wirklich glauben würden. Und doch macht Werner Herzogs Film insgesamt einen märchenhaften Eindruck, erzählt eine Geschichte, die sie vor ziemlich genau 100 Jahren wirklich zutrug und entführt sein Publikum in eine Welt, die es nicht mehr gibt. Sei es, weil wir sie zu Ende entdeckt zu haben glauben, sei es, weil sich die politische Landkarte inzwischen mehrfach verändert hat oder sei es, weil wir inzwischen wissen, dass die Märchen aus 1001 Nacht eben nur Märchen sind. Für jene, die sich verzaubern lassen, lohnt sich die Reise dann vielleicht am Ende ja doch.
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    06.02.2015
    22:27 Uhr