Forum zu The Club

1 Eintrag
1 Bewertung
45% Bewertung
  • Bewertung

    Drastische Kritik an gescheiterter kirchlicher Verantwortung

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2015
    Alle in dem kleinen Ort wissen es: in dem kleinen Haus an der Küste wohnt eine Gruppe von Priestern mit einer Ordensschwester. Sie wurden dorthin geschickt, weil sie ihr Amt als Priester nicht mehr ausüben dürfen. Verschiedene Gründe hat es dafür gegeben, dass ihre Kirche sie nun als letzte Maßnahme in dieses Exil auf unbestimmte Zeit gesteckt hat. Sie hat damit aber keine Probleme gelöst, sondern die Probleme der Priester, die zum Teil aus der Struktur der Kirche selbst heraus entstanden sind, aus der Institution Kirche ausgelagert und in einer Art Sonderverwahrung weg gesperrt. Weg von ihren früheren Pfarren, weg von den Medien. Aus den Augen, aus dem Sinn.

    Regisseur Pablo Larrain hat mit seinem jüngsten Film eine komprimierte Rabiatkritik am Versagen der römisch-katholischen Kirche angesichts des Scheitern ihrer Amtsträger geschaffen, die sich in keiner Szene ein Blatt vor den Mund nimmt. Mit seiner schonungslosen Offenheit über die Sexualpraktiken, der sie beschuldigt werden, vermittelt er aber über weite Strecken den Eindruck, sich an der Abscheulichkeit des Beschriebenen zu weiden und den entscheidenden Punkt nicht erkennen zu wollen, an dem die Zuschauer längst kapiert haben, worum es geht, auch wenn es nicht gezeigt oder beschrieben wird. Der Film spielt zwar an verschiedenen Stellen mit den Themen Schuld und Sühne, Buße und Vergebung, reißt das Ganze aber letzten Endes nur an und gefällt sich viel mehr in der genussvollen Bloßstellung der Betroffenen – als Täter und als Opfer. Jene, die der Meinung sind, dass die Kirche noch längst nicht genug Fett abbekommen hat und dass ihr Image in der Öffentlichkeit noch lange nicht stark genug beschädigt ist, könnten geneigt sein, diesen Film sympathisch zu finden. Die anderen, die sich mindestens genauso sehr für eine nachhaltige Aufarbeitung aller Vorwürfe und für die Beseitigung aller Missstände einsetzen, werden mit diesem Film keine besondere Freude haben. Nicht nur deshalb, weil das Thema unangenehm ist, keine Frage. Sondern weil er es sich mit seinen deftigen Dialogen, den Stereotypen und der simplen Dramaturgie sehr einfach macht – zu einfach, um etwas zu bewirken. Er fordert mit großem Nachruck, dass den Opfern endlich Gerechtigkeit geschieht. Eine rein subjektive Gerechtigkeit wird die Probleme, um die es ihm geht, aber nicht lösen können. Bemerkenswert bleibt an diesem Film zumindest die Filmmusik, die u.a. aus Musikstücken von Arvo Pärt zusammengestellt wurde und dem schweren und trägen Film atmosphärische Leichtigkeit und Ästhetik verleiht.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    11.02.2015
    10:51 Uhr