1 Eintrag
1 Bewertung
75% Bewertung
  • Bewertung

    Ein echter 'Mohr'

    Natürlich denken sachkundige Kineasten gleich an die klassischen Versionen von Orson Welles und Lawrence Olivier. Oliver Parker hat den Shakespeare Stoff über 40 Jahre später für den Film adaptiert. Und er hat den Untertitel wörtlich genommen, d.h. ‘den Mohren von Venedig‘ spielt in der Hauptrolle Laurence Fishburne.
    Bei seinem Promi – Ensemble legte er großen Wert auf Ausstattung, so z.B. üppige Tuche für die Kostüme und dem Plot wurde auch ein Schuss Sex hinzugefügt. Einziger Haken für die Massenkompatibilität ist die enge Anlehnung an den Text des Originals. So erfordern die Dialoge – so spannend sie auch sein mögen – höchste Konzentration. Hier möchte ich vor allem die Gespräche zwischen Othello und Jago (Kenneth Branagh) erwähnen. Andererseits macht das für Insider gerade den Reiz des Dramas aus. Die zentrale Figur ist eigentlich nicht der ‘Mohr‘ oder wie Shakespeare (1603) ihn nennt ‘der Schwarze‘, sondern sein Untergebener Jago. Er hat sich den perfiden Plan ausgedacht, in dem die leidenschaftliche, Liebe - zutiefst lupenrein und ehrlich zwischen Othello und Desdemona (Irène Jacob) in rasende Eifersucht und letztlich Mord endet. Da warten Kenner des Dramas bei der Mordszene auf den Satz ‘Hast du schon zur Nacht gebetet, Desdemona?‘ Bevor Othello über die Parallelität von Lieben und Töten philosophiert, was in der Feststellung gipfelt ‘aus Liebe töten‘.
    Jago wird alle Figuren lenken und wenn es sein muss auch seinen mörderischen Dolch benutzen. Von den wenigen Überlebenden wird Jagos Freund Cassio (Nathaniel Parker, Bruder des Regisseurs) der neue Herrscher von Zypern (Hier spielt sich das Drama größtenteils ab.) Cassio war von Jago für sein Komplott hinterlistig missbraucht worden. Die Zofe Emilia, die am Ende bei der Aufklärung mithilft, wird den Schurken ‘ein hirnloses Stück Dreck‘ nennen. Damit hat sie allerdings nur teilweise Recht. Othello nennt sie ‘Du Narr, du schwarzer!‘
    Branagh glänzt durch sein diabolisches Einschmeicheln und Fishburne beeindruckt durch seine tränenreichen Seelenqualen. Wer’s klassisch mag wird begeistert und auch nicht von der ausschweifenden Sprache abgeschreckt.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    05.07.2019
    11:52 Uhr