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75% Bewertung
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    Wunder gibt es immer wieder...

    Anfangs scheint der Titel nur ironisch gemeint, bis wir merken, dass in der Branche auch mit eisernen Bandagen gekämpft wird. Abel Morales (Oscar Isaac) hat ein Unternehmen zur Lieferung von Heizöl. Aus ersten Nadelstichen wird Gewalt. Daraus resultiert ein Klima der Angst, als seine Kinder mit einbezogen und seine Fahrer angegriffen werden. Das endgültige Aus ist aber die Ablehnung eines Kredites durch die Bank. Jetzt wird es etwas unübersichtlich, wenn sich Abel von mehreren Stellen Geld borgt, auch von Verwandten. An der Lockenpracht erkennt man z.B. Juden. Im Grunde kämpft er gegen eine unbekannte Macht wie Don Quichote. Der Selbstmord eines kriminellen Fahrers vor seinen Augen verschlimmert Abels Situation weiterhin. Aber die wahren Hintermänner kriegt er nicht zu fassen. Geschäfte werden nur unter Männern gemacht. Seine Frau Anna (Jessica Chastain) wartet draußen. Dabei hat sie noch ein fünftes As im Ärmel. Sie hat Geld auf die hohe Kante gelegt. Geheim, nicht ganz legal. Abel akzeptiert es und ist plötzlich alle Sorgen los. (Ein ‘Lourdes-Effekt‘). Jetzt kann er – klingt fast wie Hohn - mit dem Polizeichef Lawrence darüber trefflich philosophieren, dass er ehrlich bleiben will und immer war und in der nahen Zukunft zu einer einflussreichen Persönlichkeit wird. Sind wir jetzt wieder in der Iron-Rolle zurück?
    Wenn man sich die Darstellerliste anschaut, könnte man meinen, Regisseur Chandor hat Halb Südamerika für diesen Film engagiert (über 40Akteure). Konnte sie im Film gar nicht alle entdecken.
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    07.09.2021
    11:01 Uhr
  • Bewertung

    A most important Picture

    Das Jahr 1981 bildet in diesem Film den zentralen Ausgangspunkt und ist als direkte Referenz zum Filmtitel zu verstehen, denn dieses Jahr ging als das Jahr mit den meisten Mordopfern in New Yorks Geschichte ein. Mit Morden hat dieser Film dann direkt weniger zu tun, er spielt aber im direkten Umfeld außer Kontrolle geratener Gewalt - in physischer als auch psychischer Form.

    Abel Morales und seine Frau Anna leiten eine Heizölfirma und versuchen mit dieser zu expandieren. Probleme gibt es aber mit Konkurrenten, die ihre Tanklaster entführen. Dem können sie nicht tatenlos zusehen und fangen an ihre Fahrer zu bewaffnen oder selbst zu fahren. Woraufhin die Gewaltspirale bald völlig eskaliert und selbst das Wohnhaus der Familie Morales zu einem Ziel von Gewalt werden droht.

    J.C. Chandors dritter Film besticht wieder durch seine Fähigkeit Bilder und Stimmungen zu inszenieren, die man im Kino in vielen Filmen leider nicht mehr so oft sieht. Man merkt dass er das Medium für seine Zwecke nutzt und seiner Story genau den Platz zum Atmen gibt den sie braucht um sich zu entfalten. Ebenfalls wurde dieser Film großartig gecastet: Jessica Chastain und Oscar Isaacs führen das Ensemble exzellent an, wobei ein großer Teil dieser Lorbeeren auch Chandor gebührt, der in diesem Film keine schlechten Entscheidungen getroffen hat. Absolute Sehempfehlung.
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    23.09.2016
    22:21 Uhr
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    A most righteous way

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    New York, 1981: Selfmademan Abel Morales (Oscar Isaac) führt mit seiner Frau Anna (Jessica Chastain) als Buchhalterin ein erfolgreiches Heizöl-Unternehmen. Just als sie vorhaben zu expandieren, werden immer wieder Lastwagen der Firma überfallen und dabei Öl-Tanker gestohlen. Als die Probleme größer und größer werden, steht ein für die Firma essentieller Bankkredit auf dem Spiel.

    Der Titel des Filmes ist bestimmt nicht glücklich gewählt. „A Most Violent Year“ ist keine über-brutale Mafia-Geschichte, sondern eine Geschichte über Konkurrenzunternehmen, bei denen freilich rechtswidrige Vorgangsweisen zum Einsatz kommen, aber Mord und Totschlag einer eher unterordneten Rolle spielt. Seine Feinde bei den Fischen schlafen zu lassen hieße hierbei eher, deren Unternehmen in die Pleite zu treiben.

    Oscar Isaac und Jessica Chastain können mit ausgewogenen Performances auf voller Länge überzeugen. Isaac spielt den Unternehmer, der alles dem Erfolg seiner Firma unterordnet, mit einer überragenden Präsenz. Doch auch die Darstellung von Nervosität vor wichtigen Terminen findet in der Performance des Schauspielers, dessen Stern erst in den letzten Jahren („Drive“, „Inside Llewyn Davis“, „Ex Machina“) so richtig aufging, seinen Platz. Dass nicht nur Morales, sondern zu einem großen Teil seine für die Geldangelegenheiten zuständige Frau verantwortlich für die positive Entwicklung der Firma ist, wird im Laufe des Filmes immer klarer. Anna übt sich oft in Zurückhaltung, um in gegebenen Situationen ihre eigentliche Souveränität auszuspielen, die nur eine Schauspielerin wie Chastain in dieser Weise darstellen könnte.

    Der amerikanische Traum durch harte Arbeit von unten nach ganz oben zu kommen – das soll der aus einer Immigrantenfamile stammende Abel Morales darstellen. Neben dem Erfolg ist es für ihn das Wichtigste diesen auf legalem und ehrwürdigem Wege zu erreichen. Regisseur J.C. Chandor zeichnet ein davon differierendes Bild. Entweder man steht schon oben, dann bleibt man auch oben: Alle Konkurrenten von Morales haben ihre Unternehmen geerbt. Ansonsten ist ein Aufstieg ohne kriminelle Energie nur schwer möglich. Am Ende geht es Morales nicht mehr darum, sich tatsächlich ans Gesetz zu halten, sondern anhand der gegebenen Umstände den seiner Meinung nach am ehesten rechtschaffenden Weg zu nehmen. „A Most Violent Year“ zeichnet ein pessimistisches Bild. Die Auswirkungen dessen, kriegen wir in unserem jetzigen Wirtschaftssystem erst so richtig zu spüren. Und über dieses hat J.C. Chandor 2011 mit „Margin Call“ ja auch schon einen Film gedreht.
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    30.10.2015
    03:53 Uhr