demenz und (hanekes) "liebe", die massenkompatible version:
gedächtnislücken und plötzliche orientierungsschwächen im vertrauten gelände bringen alice zum neurologen – die diagnose: früh einsetzender familiärer (also vererbbarer) alzheimer. die reaktionen der familie könnten dem lehrbuch entnommen sein: negieren (anna, die älteste tochter, will's nicht glauben: "du bist doch noch viel zu jung dafür, da muss ein fehler im labor passiert sein"), bagatellisieren ("jeder vergisst mal was") – oder aber den tatsachen ins auge blicken: lydia (kristen stewart) will zwar nicht wissen, ob auch sie trägerin der verhängnisvollen genmutation ist und ihr leben so gut es geht weiter leben – sie wird am ende aber die einzige sein, die die mutter dort abholt, wo sie sich gerade geistig befindet, sich mit ihr auseinandersetzt und sie pflegt (typisch, möchte man hinzufügen).
die schilderung des körperlichen verfalls, die moore ihren ersten oscar eingebracht hat, geht über das frühstadium der erkrankung aber kaum hinaus: von leichten wahrnehmungsstörungen über artikulationsschwierigkeiten bis hin zur eingenässten jogginghose, weil alice in der eigenen wohnung die toilette nicht mehr findet. gröbere probleme werden allerdings ausgespart – zugunsten der optimistischen message: "es gilt so nah wie möglich an dem menschen dranzubleiben, der man einmal war."
ein frommer wunsch, wenn der erkrankte letztlich nicht einmal mehr die funktionen eines kleinkindes aufrecht erhalten kann, nicht denken, nicht sprechen, nicht einmal schlucken kann – und selbst jede kontrolle über blase und darm verliert. still alice ist eine geschönte, verlogene darstellung eines gesellschaftlich immer drängender werdenden problems – aber massentauglich und wie geschaffen für eine alzheimer-fundraising-kampagne.
fazit: durchwegs gut gespielt und unweinerlich inszeniert. interessanter als die schilderung des krankheitsverlaufs sind allerdings die auswirkungen auf beruf und das familienleben, insbesondere die interaktionen zwischen alice und ihrer tochter lydia (davon hätte ich mir mehr gewünscht): kristen stewart als "supporting act" zwischen selbstbehauptung und empathie überzeugt – zumindest solange sie völlig natürlich auf ihre partner/in reagieren kann und nicht zum "schauspielen" gezwungen wird.