Forum zu Big Eyes

4 Einträge
8 Bewertungen
78.1% Bewertung
  • Bewertung

    Ist das Kunst, oder kann das weg?

    Ich muss hier leider sagen, dass ich eine große Abneigung gegen Christoph Waltz habe: Der Kerl geht mir mit seinem Overacting und seiner ätzenden Stimme einfach tierisch auf die Nerven!
    Dennoch finde ich diesen Film ganz gut, dies liegt neben der interessanten Story, besonders an Amy Adams, die sich hier wieder einmal die Seele aus dem Leib spielt. Ist sie anfangs noch etwas zurückhaltend, setzt sie sich im Laufe des Films gegen ihren ungerechten Mann zur Wehr.
    Waltz hingegen zieht hier nur wieder seine typische Show ab und kommt in einigen Szene, wo er mal versucht was anderes als sonst zu spielen, sichtlich an seine schauspielerischen Grenzen. Ich halte ihn daher einfach für keinen guten Schauspieler, weil er immer gleich spielt und in meinen Augen, auch nur einen Gesichtsausdruck hat.
    Trotz allem ist der Film auch kein typischer Burton, aber ein sehr interessantes Biopic.
    Die Geschichte von Margret Keane und ihren Bildern, mit den großen Kinderaugen, hat mich auf jeden Fall in ihren Bann gezogen.
    29.06.2022
    15:24 Uhr
  • Bewertung

    Aus Liebe zur Kunst

    Eine ungewöhnliche Schauspielerkombination erleben wir in diesem Film: Christoph Waltz und Amy Adams. Sie, die mehrfach etablierte Hollywoodschauspielerin, er der zweifach mit dem Oscar prämierte Shootingstar der letzten Jahre aus Europa. Und doch geht die Rechnung auf und die beiden überzeugen in ihren Rollen durch und durch. Tim Burtons Verfilmung der Wahren Geschichte ist wahrhaft ein Genuss: musikalisch Dank Danny Elfman, dessen Score diesmal sehr nach Thomas Newman klingt, cinematografisch dank Bruno Delbonnels schönen Bildern für die Bilder und inhaltlich durch das tolle Drehbuch. Schade, dass Amy Adams auch heuer wieder keinen Oscar bekommen hat, Christoph Waltz hat ja schon zwei Zuhause.
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    20.05.2015
    17:57 Uhr
  • Bewertung

    big heart

    mit ed wood hat tim burton bereits einem künstlerischen kuriosum – damals noch aus dem filmgeschäft – seine reverenz erwiesen, in big eyes widmet er sich der malerin margaret keane. wer die frühen 1970er miterlebt hat, kennt auch ihre bilder – straßenkinder mit riesigen augen, an denen man einfach nicht vorbei kommen konnte: in jedem postergeschäft, mit kreide auf den gehsteig gezeichnet oder als billige reproduktionen von straßenkünstlern feil geboten. ich wollte damals schon nicht glauben, dass ein mann der urheber dieser romantisch-kitschigen geschmacksverirrung sein sollte. wie wir inzwischen wissen, war dem auch nicht so:

    mit viel herz und großem einfühlungsvermögen zeichnet tim burton die stationen von keanes selbstauslöschung, ihres zögerlichen widerstands und des endlich errungenen triumphs nach, ausgehend vom pastelligen san francisco der 1950er jahre – margaret (amy adams) entflieht mit ihrer kleinen tochter im schlepptau einer erstickenden ehe, das vorstellungsgespräch in der möbelfirma, für die sie später die gitterbetten mit vorgegebenen kindermotiven bemalen wird, verdeutlicht die situation aufmüpfiger frauen in einer zeit, die “gut für die männerwelt“ war: “...und ihr ehemann ist damit einverstanden, dass sie arbeiten...?“

    bald lernt sie den wortgewaltigen walter keane (christoph waltz) kennen – beide versuchen sich als straßenmaler, beide versuchen sie ihre werke an den mann zu bringen. walter die seinen um 35 dollar, sie verlangt einen einzigen: “du verkaufst dich unter wert“, schilt er sie, nimmt sie unter seine fittiche und bald sie und ihre (zugegeben von der kritik gnadenlos verrissenen, aber immerhin originellen) werke unter beschlag. der kommerzielle erfolg ihrer bilder lässt ihn als vermeintlichen urheber im rampenlicht erstrahlen, und die selbstauslöschung der künstlerin – inzwischen mrs keane – umso perfekter erscheinen. nach gescheiterter ehe soll ein aufsehen erregender prozess um die urheberschaft dem ein ende setzen. eine g'mahte wies'n für die arme frau, meinen wir, doch bald bleibt uns vor soviel chuzpe ihres ex-gatten der mund offen stehen...

    fazit: handwerklich solide und ästhetisch ansprechend erzählt tim burton die geschichte einer frau im kampf um die wahrnehmung ihrer eigenen persönlichkeit als künstlerin – ohne feministischen oder kulturkritischen radau (die geschichte spricht ohnedies für sich selber). was den film aber über ein übliches biopic hinaus sehenswert macht, ist burtons sympathie für margaret keane und ihre hingabe an ihr werk – wie bei ed wood ist diese sympathie in jeder einstellung spürbar und macht big eyes zu einem seiner persönlichsten und warmherzigsten filme. kann man sich ansehen – auch (oder gerade wenn) man den bildern mit den großen augen nichts abgewinnen kann.
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    24.04.2015
    21:28 Uhr
  • Bewertung

    Spaß und Rührung

    Die Preise für dieses Biopic sind voll gerechtfertigt. Tim Burton hat nicht nur über ein hervorragendes Drehbuch verfügen können, sondern er hatte auch noch zwei grandiose Darsteller vor der Kamera.
    Die Lebenswege des Malerehepaares Walter (Christoph Waltz) und Margaret Keane (Amy Adams) werden äußerst sensibel dargestellt. Wie sie durch Betrug und Selbstbetrug reich werden. Dabei geht es Walter nur ums Geld (und da ist er ein echtes Verkaufsgenie) und Margaret neben der Selbstverleugnung als Künstlerin auch um ihre neue Rolle als emanzipierte Frau. Wir sind in den 50er Jahren, als Ehefrauen ohne die Zustimmung ihres Mannes nicht voll geschäftsfähig waren.
    Amy Adams zeigt eine Frau zwischen Angst und Unsicherheit, zwischen dem damals herkömmlichen Rollenverständnis der Frau mit allem damit verbundenem Unterordnungszwang und der Notwendigkeit ihre künstlerische Neigung zu verleugnen.
    Dabei liebt sie diesen Walter doch…
    Der Kampf tobt in ihr und sie kommt allmählich dazu auch gegen Walter zu kämpfen. Der überrollt sie lange Zeit mit seiner Eloquenz und Machtposition. Obwohl man weiß, dass er die Bilder nicht gemalt hat, bleibt es weiterhin spannend. Der kommerzielle Erfolg treibt immer weitere Blüten (Poster, Postkarten) und auch die Kritiker rühren sich. Ein wahres Actionhighlight ist die Auseinandersetzung zwischen Walter und dem gaaanz coolen John Canaday (Terence Stamp), der eine Gabel als Angriffswaffe zwei Zentimeter vor seinem Auge stoppt. Christoph Waltz gibt Walters Weg in den Wahnsinn (Schizophrenie) grandios wieder - und bleibt bis zum Schluss doch ein Charmeur.
    Dabei gerät es fast außer Acht, dass die Kinderbilder mit den übergroßen Augen manchem den ästhetischen Magen umdrehen. Die Gerichtsszenen sind der absolute Höhepunkt des Films. Und die Lösung, mit der öffentlich dokumentiert wird, dass Margaret die Bilder gemalt hat, ist wahrlich genial.
    Beste Unterhaltung die bewegt und beide Arten von Tränen provoziert.
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    24.04.2015
    11:43 Uhr