"alan turing wurde ausgeraubt, die polizei ermittelt" – für den MI6 offenbar eine nachricht von höchstem interesse... was hat der exzentrische mathematikprofessor mit der leeren kriegsakte zu verbergen?
rückblende auf 1939: großbritannien hat soeben deutschland den krieg erklärt; das 27-jährige wunderkind, nach eigenen angaben "der beste mathematiker der welt", bewirbt sich an der government code and cypher school in bletchley park, um den code der deutschen chiffriermaschine "enigma" zu knacken. und sofort werden die fronten abgesteckt: für den unmittelbaren vorgesetzten denniston (charles dance), den verknöcherten vertreter des "großen systems", ist der geniale besserwisser nur ein "winziges zahnrädchen im getriebe", für den leiter des MI6 (mark strong) ist zusammenarbeit die conditio sine qua non: "if you don't play together, you may not play at all..."
joan clarke (keira knightley), ebenfalls hochbegabt, aber als frau in einer männerwelt dazu gezwungen sich gesellschaftlichen normen anzupassen, übernimmt die rolle des dolmetschers, geistesgefährten und bindeglieds zum rest der mannschaft, denn: "sie werden dir nicht helfen, wenn sie dich nicht mögen."
"the imitation game" aka der "turing test" bezieht sich auf ein altes gesellschaftsspiel: der spielleiter kommuniziert schriftlich mit zwei testpersonen und muss herausfinden, ob die antwort von einem mann oder einer frau stammt. turing macht daraus einen menschen und einen computer – egal, ob man der maschine nun die fähigkeit des "denkens" zugestehen mag oder nicht, entscheidend ist für ihn: kann man einen unterschied an der antwort erkennen? manchmal ist dabei auch "artificial stupidity" seitens der maschine gefragt – sich ein bissel dümmer zu stellen, um die erwartungshaltung zu erfüllen.
auch turing beginnt, sich anzupassen, überlegt sogar, joan aus gesellschaftlichen gründen zu heiraten; als jahre später durch die polizeiermittlungen seine homosexualität aktenkundig wird und ihm wegen "grober unzucht und perversion" eine gefängnisstrafe droht, wählt er die chemische kastration – eine anpassung an gesellschaftliche zwänge, die den kern seiner persönlichkeit verbiegt und ihn letzlich zerstört...
und turing fragt weiter: wenn man am ergebnis keine unterschiede mehr feststellen kann – wie relevant können unterschiede dann überhaupt sein?
fazit: biopic, charakterstudie und spionagethriller über die tücken menschlicher und maschineller codes und die verheerenden folgen gesellschaftlicher zwänge – inszeniert mit leichtem retro-touch, überzeugenden ensembleleistungen (nicht zu übersehen: alex lawther als der junge turing, in einer herzzerreißenden sequenz), schönen bildern und einem individuelleren score als üblich von alexandre desplat. spannend, nachdenklich und unterhaltsam.