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    Nix passiert

    Wieder ein Knaller von einem Titel. Aber weit gefehlt, es passiert gar nichts. Es wird nur diskutiert. Rohmer versucht hier zu zeigen, dass ein konservativ katholischer Mann (Jean-Louis Trintignant) im fortgeschrittenen Alter moralisch stark bleibt, indem er neben der geschiedenen Maud (Francoise Fabian) sittsam einschläft, aber gleichzeitig einer anderen nachsteigt und sie später heiratet. Was etwas unverständlich bleibt, ist die Tatsache, dass er Kommunist ist. Francoise, die kühle Blonde (Marie-Christine Barrault, damals Newcomerin und Nichte des großen Barrault ‘Kinder des Olymp‘) ist auch streng gläubig. Mit der geschiedenen Maud diskutiert Jean-Louis auf hohem Niveau die halbe Nacht über Religion und Atheismus, über Ehe und Treue. Mit ihr gibt es für ihn anscheinend keine gemeinsame Zukunft und so bleibt er enthaltsam. Bevor sie einschläft, haucht sie noch zu ihm rüber ‘Idiot‘. Für ihn ist es anscheinend wichtiger, sich gegen den Jansenismus zu verteidigen. Man ahnt, welche intellektuellen Höhen hier erklommen werden. Die finale Überraschungswendung kommt nach Jahren am Strand bei einem zufälligen Treffen der drei. Da kommt Mauds Scheidungsgrund überraschend zur Sprache. Wenige bedeutungsschwere Sätze. Doch jeder verzeiht jedem. Jean-Louis und Francoise gehen baden. FIN à la Rohmer.
    Lange Passagen einer Messe mit Predigt betonen den Glauben der Akteure. Und der Mann liebt die eine und heiratet doch die andere. Sein Gedankenkonstrukt wägt ab Sünde gegen Hoffnung, Gnade und erlösende Befreiung. Anspruchsvolle Lektion in Sachen Liebe. Etwa angestaubt, aber hoch anständig.
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    27.09.2014
    10:16 Uhr