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64.2% Bewertung
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    Moses gegen Ramses

    Ein biblischer Sandalenfilm, recht frei nach dem Alten Testament. Ridley Scott hat nur so viel Bibel wie nötig hineingepackt. Dafür gibt es aber eine eindrucksvolle Landschaft, bombastische Denkmäler und wuchtiges Schlachtengetümmel. Kleinigkeiten sind historisch nicht korrekt wie der Galgen, er erst in der frühen Neuzeit angewendet wurde und die Sprechchöre “Moses, Moses!“ klingen echt nach einer Demo des 20. Jahrhundert.
    Diese bildgewaltige Auseinandersetzung ist genau wie der Untertitel verrät ein Machtkampf zwischen Moses (Christian Bale inzwischen zum Mann gereift) und Ramses (Joel Edgerton): Götter gegen Könige bzw. welcher Gott ist stärker. Wenn der Gott von Moses die ägyptischen Kinder in einer Nacht umkommen lässt, nennt ihn Ramses ‘Mörder‘.
    Das ist eine durchaus legitime Konfrontation, ganz abgesehen von der Frage Monotheismus gegen Polytheismus. Drehbuch und Regie ging es aber wohl vorrangig um eine Wiedergutmachung des klassischen Hollywoodschinkens mit Charlton Heston. Was in der Version von 1956 noch als Wunder à la Walt Disney gezeichnet werden musste wie die Teilung des Roten Meeres wird hier zu einer Monsterwelle, die auf eine Seenplatte zurollt. Zwar auch digital gemacht, wirkt aber natürlicher. Aber es gibt auch ganz nette Einfälle wie Gott in Gestalt eines altklugen Knaben oder der Absturz der ägyptischen Armee auf einem schmalen Bergpfad durch einen Erdrutsch.
    Manche Sätze wirken ausgesprochen modern weil griffig wie z.B. ‘Hör auf wie ein König zu reden. Du bist keiner.‘ Die zehn Plagen werden kurz aber durchaus eindrucksvoll abgearbeitet.
    Doch dann schlägt Hollywood voll zu: Liebe mit Hochzeit (Maria Valverde) und Wiedervereinigung nach getaner Arbeit. Berühmte Frauen von der Leinwand sekundieren dem Helden: Hiam Abbass, die Legende aus dem Nahen Osten spielt die Mutter von Moses, Segourney Weaver die Frau des Pharao. Ganz kurz nur die Iranerin Golshifteh Farahani (Alles über Elly) sowie Tamara Fitzgerald (Brassed Off).
    Am Ende ertrinkt die Handlung in Puderzucker mit Honig. Das was nicht nötig. Gibt Minuspunkte.
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    31.10.2016
    20:59 Uhr
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    ich bin der gott

    1300 vor christi geburt, seit 400 jahren leben die hebräer als sklaven unter der ägyptischen knute, bauen ihre statuen, ihre städte, ihre herrlichkeit – und doch, weder haben sie ihre heimat vergessen, noch ihren gott. und gott hat sie nicht vergessen...

    so salbungsvoll wie in der intro geht der film glücklicherweise nicht weiter: moses, als adoptivbruder von ramses am hof des pharao aufgewachsen, ist bereits erfolgreicher feldherr. eine eingeweideschau vor schlachtenbeginn endet in einer jener unglückseligen selffulfilling phrophecies, die die tragödie erst in gang bringen: "ein anführer wird gerettet werden, und der retter wird selbst zum anführer..." es kommt was kommen muss: moses rettet ramses das leben, erste risse in der brüderlichen einigkeit werden sichtbar, ramses, in der gunst seines vaters bereits an zweiter stelle, muss nun auch um seinen angestammten platz als thronfolger fürchten. doch gerüchte um moses' – moshes' – wahre herkunft liefern den vorwand für eine verbannung und bringen endlich die geschichte ins rollen...

    mit gewaltigem einsatz an CGI und möglichst nah an der realität inszeniert ridley scott sein atheistisch angehauchtes (oder von "vernunft" geprägtes) monumentalepos: die biblischen plagen haben kausale ursachen, das rote meer wird nicht wie bei den vorbildern beiderseits der flüchtenden hebräer hoch aufgestaut, sondern zieht sich zurück, eine tsunamiwelle verschlingt die ägyptischen verfolger. simpel, aber vielleicht am beeindruckendsten ist der der tod der erstgeborenen, wenn sich ein schwarzer schatten über das land legt und bei den ägyptern großes wehklagen anhebt, zumindest eigenwillig ist die erscheinung gottes in gestalt eines elfjährigen buben – ein rachedurstiger, kinder mordender gott, der erst 400 jahre lang zuschaut, plötzlich aber die geduld mit seinem feldherrn verliert: "ich bin der gott", und man wird sehen wer erfolgreicher tötet – moses, ramses, oder gott selbst...

    fazit: ein optisch ausgefeiltes CGI-spektakel, dem es vor lauter realismus bisweilen an poesie und spiritualität fehlt. die geschichte des jüdischen volkes tritt vor der persönlichen rivalität zwischen den antagonisten zurück – als einziger emotionaler motor erweist sich die eifersucht auf den rivalen aber doch zu schwach. erstaunlich die erkenntnis am schluss: wir hebräer sind in kanaan eindringlinge – und so viele wie wir sind, werden konflikte nicht ausbleiben...
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    13.04.2015
    22:48 Uhr
  • Bewertung

    Der Prinz von Ägypten

    Ridley Scott ist ein sehr guter Regisseur. Christian Bale ist ein sehr guter Schauspieler. Gemeinsam erzählen sie uns eine weitere Moses-Interpretation - und das so "realistisch" wie möglich. Ähnlich wie bei KÖNIGREICH DER HIMMEL spürt man, dass der Film fürs Kino gewaltig gekürzt wurde. Aus diesem Grund gibt's nur eine gute Bewertung.
    Dieser Film ist übrigens einem anderen Regisseur gewidmet - dem verstorbenen Bruder Tony Scott (Top Gun, Beverly Hills Cop 2), der sich das Leben nahm.
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    26.12.2014
    07:38 Uhr