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    Auf der Suche nach den Zwillingen

    Es ist vornehmlich ein Männerfilm, der sich in der Weiblichkeit am Ende erfüllt. Regisseur Fatih Akin erzählt uns eine Geschichte. Jeder weiß, dass die Türkei den Völkermord an den Armeniern leugnet und die Bejahung dieses Genozids sogar bestraft.
    Das Drehbuch, dass Akin zusammen mit dem Armenier Mardik Martin geschrieben hat, vernachlässigt die Gräueltaten keineswegs, strapaziert sie aber auch nicht übermäßig. Es ist mit Recht pars pro toto, was man hier sieht und das genügt. So nimmt er eine etwas distanzierte Haltung ein, ohne die Emotionen zu vernachlässigen. Er ist kein nationalistischer Scharfmacher, der sich auf die eine oder auf die andere Seite schlägt, er betont vielmehr den rein singulären menschlichen Aspekt der Tragödie und gewinnt so eine gewisse Allgemeingültigkeit.
    Es ist ein Roadmovie herausgekommen. Ein Vater, Nazaret (Tahar Rahim) wird von den Türken gewaltsam von seiner Familie getrennt und reist um die halbe Welt bis nach Amerika, um seine zwei Töchter zu finden.
    Bei physischem Zusammenbruch erscheinen ihm die Geister sein Frau bzw. seiner Töchter und mobilisieren seine letzten Kräfte. So kommt auch noch eine fast lyrische Facette hinzu. Nazaret wurschtelt sich von einem Beinahe-Hungertod zum nächsten bis er endlich Tochter Lucinée (Dina Fakhoury), die wegen ihres hinkenden Ganges keiner heiraten wollte, in die Arme nehmen kann.
    Schön traurig, aber nicht melodramatisch. Tragisch und voller Leid. Nazaret ist gezeichnet, (seine Stimme ist weg), aber nicht gebrochen. So kann man an ein brisantes Thema herangehen. Chapeau!
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    08.01.2018
    19:41 Uhr