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    Gemma und die Männer

    Dass eine Graphic Novel die Vorlage für diese Film sein soll, merkt man ihm nicht an. Zu geistreich und zu amüsant kommt der Plot daher und der Gipfel ist das wunderbare Ende, das den Genießer geistreicher Pointen mit der Zunge schnalzen lässt und dazu noch ein hoch erfreutes, zufriedenes Schmunzeln hervorruft.
    Regisseurin Anne Fontaine lässt das Ensemble subtil agieren. Allen voran die Titelfigur Gemma Arterton. (Vorname Zufall?). Aber auch der verliebte Bäcker Martin (Fabrice Luchini), ein Künstler seines Fachs, trägt viel zum Gelingen des Films bei.
    Die Grundidee ist die Frage: kann Literatur ein Abbild bzw. Vorbild der Realität sein?
    Martin kennt den Roman von Flaubert und das Ende von Madame Bovary. Er tut alles, um das zu verhindern. Es wird schwer, wenn man bedenkt, dass die Schöne außer dem Bäcker, der sie als Nachbar anhimmelt noch drei weitere Liebhaber hat: ihren Ehemann Charlie (Jason Flemyng) und den adeligen Hervé (Niels Schneider), den Martin durch einen Fake Brief außer Gefecht setzt und ihren Ex Patrick (Mel Raido).
    Das Geniale ist aber Gemmas Ende, an dem alle drei irgendwie beteiligt sind, ohne dass ihnen ein schuldhaftes Verhalten zur Last gelegt werden kann. Das ist großartig eingefädelt. Martin, Charlie und Patrick stehen an Gemmas Grab: schuldlos schuldig. Flaubert Kenner haben sich schon über die Schreibweise des Namens von Madame gewundert: e statt a ? Und dann erklärt das Martins Sohn, wenn er die neuen Nachbarn einführt. Die heißen Karinina! Hier grinsen Tolstoi Kenner erneut. Hieß die Anna K., die sich aus Liebeskummer vor den Zug geworfen hatte nicht Karenina? Auch Martin ist verblüfft, dass die Neuen so akzentfrei Französisch sprechen…
    Nicht nur nett, sondern auch genial und Gemma macht wieder ganz schön Drama, wie damals um Tamara.
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    31.07.2019
    18:23 Uhr