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    Berate und stimme zu

    Ausgerechnet der Österreicher Otto Preminger hält den Amerikanern 1962 den Spiegel über ihr politisches System vor. Wir erhalten einen Einblick in die Arbeit der Senatoren. Wie die Karrieristen sich mit zynischen Bemerkungen bewerfen, Ränke schmieden und Seilschaften am Leben erhalten. Manche halten sich sogar schon eigene Lobbyisten.
    Es geht recht lebhaft zu, wenn ein Untersuchungsausschuss tagt. Unter anderem sucht der Präsident einen Außenminister. Robert Leffingwell (Henry Fonda, hier in einer Nebenrolle) kommt in die engere Wahl. Alle Beteiligte drohen einander mit dem Verdacht ein Kommunist zu sein und bezeichnen sich als Patrioten. Ein Zeuge (Burgess Meredith) gesteht die Unwahrheit gesagt zu haben, Leffingwell gesteht ebenfalls im eigenen Interesse gelogen zu haben und Senator Cooley (Charles Laughton in seiner letzten Rolle) ist der lachende Dritte, der sein eigenes Süppchen kocht. Wenn’s zur Sache geht, schreckt man auch nicht vor Erpressung zurück. Und der schlimmste aller Vorwürfe ist Homosexualität. Das erwischt den jungen, erfolgreichen Senator Anderson (Don Murray), den seine Vergangenheit einholt und ihn in den Selbstmord treibt. Frauen sind nur als schmückendes Beiwerk geduldet. Ein Tumult im Senat macht aus der hoch ehrwürdigen Institution ein Tollhaus. Die Abstimmung ergibt ein Patt, der Präsident stirbt.
    In Zeiten, in denen der Trumpismus im Land wütet, behält der Film seine Aktualität. Er stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Demokratie, kann aber als Diskussionsgrundlage für ein Proseminar dienen.
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    17.03.2020
    19:11 Uhr